Projekt 07968/01

Planung und Umsetzung des nachhaltigen Modellstadtteils Vauban

Projektträger

Forum Vauban e. V.
Merzhauser Str. 150 / 07
79100 Freiburg
Telefon: 0761/407344

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Gestaltung von Neubau- und Sanierungsgebieten bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten, nachhaltige Wohn- und Arbeitsformen zu fördern und zu initiieren. Das Spektrum möglicher Maßnahmen reicht von technologischen Innovationen zur Verringerung des Umweltverbrauches bis zu Anreizen für eine entsprechende Veränderung der individuellen Lebens- und Konsumgewohnheiten. Diese Chancen werden häufig nicht genützt, vor allem weil den Beteiligten - Kommunalverwaltung, Institute, Unternehmen und Bewohner - keine Struktur der Zusammenarbeit zur Verfügung steht. Konkrete Zielsetzung des Projektes war es, den planerischen Rahmen für den nachhaltigen Modellstadtteil Vauban in einem interaktiven Beteiligungsprozeß mit allen Beteiligten zu schaffen und die spätere Umsetzung in größtmöglichem Maße zu fördern. Hierfür wurde die von der Stadt Freiburg initiierte und im Forum Vauban e.V. zusammengeschlossene Bürgerbeteiligung von einem externen Expertengremium gezielt mit Detailinformationen über umsetzbare nachhaltige Maßnahmen und dem für die Umsetzung benötigten Fachwissen versehen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Projekt gliederte sich in zwei Abschnitte. In einer ersten Projektphase haben Fachleute in einem interdisziplinären Arbeitskreis die Vision für einen nachhaltigen Modellstadtteil erarbeitet. Diese zusammengetragenen und aufeinander abgestimmten Maßnahmenkataloge wurden mit Abschluß der Projektphase I der Fachwelt und den zukünftigen Bewohnern auf einer Fachtagung am 1.4.96 vorgestellt.
In einer zweiten Projektphase wurde dieses inhaltliche Konzept in einigen Bereichen detailliert ausgearbeitet. Schwerpunkt in dieser Phase war es, den erarbeiteten Entwurf in einem intensiven Diskussionsprozeß mit der Stadtverwaltung, den zukünftigen Bewohnern und der interessierten Öffentlichkeit auf seine Umsetzbarkeit zu untersuchen. Als Arbeitsstruktur wurden thematisch ausgerichtete Arbeitskreise gewählt, die von fachlich versierten Wissenschaftlern betreut und geleitet wurden. In dieser Phase wurden die konzeptionellen Grundlagen für die spätere Umsetzung in Form von gemeinsamen Baugruppen und in Form einer genossenschaftlichen Wohnstruktur vorbereitet. Ebenso wurde die Errichtung eines privat organisierten und finanzierten Bürgerzentrums initiiert.


Ergebnisse und Diskussion

Mit Abschluß des Diskussionsprozesses sind folgende bauleitplanerische Vorhaben für nachhaltige Maßnahmen geschaffen worden:
- Ausweisung von stellplatzfreien Innenbezirken des Stadtteils (ca. 2/3 der Gesamtfläche)
- Ausweisung eines Regenwasserversickerungskonzeptes durch Mulden Rigolen System
- Ausweisung von Biotopschutz Zonen am Bachrand und im Ostrand des Geländes
- Ausweisung einer Stadteilmitte im Zuge des Stadtteils der kurzen Wege

Folgende der Umsetzung fördernden Maßnahmen wurden in das Vermarktungskonzept für die Grundstücke integriert:
- Generelle Verpflichtung aller Bauherren zur Errichtung von Gebäuden mit einem Heizwert geringer als 65 kWh pro qm pro Jahr (Niedrigenergiebauweise)
- Bevorzugung privater Bautätigkeit vor konventionellen Bauträgern
- Bevorzugung von Bauherrn, die sich vertraglich zur Errichtung eines Passivhauses verpflichten
- Individuelle Bevorzugung des genossenschaftlichen Wohnprojektes
- Integration des Verkehrskonzeptes in die Verkaufsverträge

Folgende Druckerzeugnisse wurden erzeugt:
- Werbe- und Informationsschriften zum Modellstadtteil generell, wie zu den Fachbereichen Energie und Verkehr
- Fortlaufendes Handbuch Vauban als Zusammenfassung der inhaltlichen Ergebnisse

folgende konkrete Umsetzungsprojekte wurde initiiert bzw. gefördert
- Errichtung von Eigenheimen in 12 gemeinsamen Baugruppen (ca. 8 Parteien in der Baugruppe), die sich unterschiedlichen ökologischen und sozialen Schwerpunkten verschrieben haben.
- Errichtung von Eigenheimen in einem genossenschaftlichen Siedlungsprojekt für 100 Wohnparteien.
- Errichtung eines Bürgerzentrum als GmbH mit einem Nachbarschaftsverein, dem genossenschaftlichen Wohnprojekt und Forum Vauban e.V. als Gesellschafter.
- Errichtung eines Umwelt- Gewerbezentrums durch eine GbR mit mittelständischen Unternehmen.
- Errichtung einer Solar Siedlung mit 400 Wohneinheiten durch einen Großinvestor.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Erfahrung vergleichbarer Projekte wie beispielsweise Bremen Hollerland bewog die Projektleitung einen verstärkten Arbeitsschwerpunkt auf eine breit angelegte und professionell durchgeführte Öffentlichkeitskampagne zu legen. Zentraler Bestandteil war hier die in Kooperation mit der Stadt Freiburg durchgeführte Kampagne Wohnfrühling in Vauban, durch die es gelang, das Anliegen des Modellstadtteils zu einem allgemein bekannten und anerkannten Begriff in der Freiburger Öffentlichkeit zu machen. Mit Fortschreiten des Projektes und dem Erarbeiten konkreter Ergebnisse gelangte die Präsentation und der Austausch mit der Fachöffentlichkeit in das Augenmerk der Projektbetreiber. Auf zahlreichen fachbezogenen Kongressen wurde das Projekt vorgestellt und in mehreren Fachpublikationen behandelt. Wichtigstes Präsentationsforum war die UNO Konferenz Habitat II, die in Istanbul im Juni 1996 stattfand, auf der das Projekt als deutscher Best-Practice Beitrag vorgestellt wurde.


Fazit

Das Projekt war ein voller Erfolg. Die Vielzahl von konkreten Ergebnissen, die in die Bauleitplanung und in das Vermarktungskonzept eingeführt wurden und die Anzahl von insgesamt 800 Menschen, die derzeit (Stand Dezember 96) die Umsetzung des Modellstadtteils in den Baugruppen und dem genossenschaftlichen Wohnprojekt planen, dokumentieren deutlich den Erfolg. Allerdings war das Projekt nur durch die finanziellen Zuwendungen der Deutschen Bundesstiftung Umwelt in dieser Weise umsetzbar. Es bleibt daher zu hoffen, daß in Zeiten leerer öffentlicher Kassen kommunale Entscheidungsträger den Mut und die Entschlossenheit aufbringen, vergleichbare Beteiligungsprojekte aus ihren öffentlichen Mitteln in ausreichendem Maße zu fördern. Die umfangreiche Dokumentation des Modellstadtteils Vauban kann hierfür sicher eine gute Entscheidungshilfe geben.

Übersicht

Fördersumme

83.647,35 €

Förderzeitraum

30.10.1995 - 22.04.1998

Bundesland

Baden-Württemberg

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik