Projekt 07865/01

Regionale Ökobilanzen für eine umweltgerechte und nachhaltige Raumnutzungsplanung auf mittlerer Maßstabsebene (1:10.000 bis 1:50.000)

Projektträger

Ingenieurbüro für Landschaftsinformatik Richterund Mendler GbR (ILI)
Obere Hauptstr. 59
85354 Freising
Telefon: 08161/434-30

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das Vorhaben verbindet das klassische Instrumentarium der Landschaftsplanung mit dem Indikatorenansatz der Ökobilanz. Dadurch wird letzterer raumbezogen. Durch die Einbindung der kommunalen Verwaltung in die Ökobilanz sowie die Aufbereitung als Informationssystem wird eine höchstmögliche Praxisrelevanz und Akzeptanz erreicht. Ziel ist die Schaffung eines landschaftsbezogenen Bilanzierungsinstrumentariums auf mittlerer Maßstabsebene (1:10000 - 1:50000), um Entscheidungsträgern eine vorausschauende, dauerhaft-umweltgerechte Entwicklung ihres Verwaltungsraums zu erleichtern.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Vorhaben ist in 5 ineinander übergehende Phasen (A - E) mit Teilschritten untergliedert (Zahl 1 - 4):
A Indikatorenset (1) und Nutzungen (2) aufstellen. Gebietsdatenlage (Landschaftspläne, Arten- und Biotopschutzprogramm, Landschaftspflegeprogramm etc.) recherchieren; B Datenlage für Fragestellung sortieren (1), einzelne Indikatoren-Ausprägungen berechnen (2), Datenbankstruktur fertigstellen (3); C Algorithmen auf der Basis der verfügbaren Daten ausformulieren, programmieren (1) sowie in eine Nutzeroberfläche implementieren (2); D Anwendung der Methoden auf unterschiedliche Testgebiete zum Zwecke der Validierung und der Regionalisierung. Geplant sind Anwendungen in unterschiedlichen kleinen Wassereinzugsgebieten und Verwaltungseinheiten innerhalb des Gesamtgebiets (1). Dort werden erste Szenarien für veränderte Eingabegrößen gerechnet (2); E Auswertung der Tests, Zusammenstellung aller Module (1), Berechnungen im Gesamtgebiet (2) mit verschiedenen Szenarien (3) sowie Dokumentation und Übergabe des Informationssystems an die Verwaltung (4). Überprüfung der Anwendung des Systems in anderen Landkreisen (5).
Während die mittlere Phase C überwiegend vom Ingenieurbüro für Landschaftsinformatik bearbeitet wurde, sind die vorhergehenden und nachfolgenden Phasen in einem wechselseitigen Planungsprozeß, unter Einbeziehung der Landkreisinteressen bereits zu Beginn des Projekts und eines Praxistests durchgeführt worden. Diese regionale Ökobilanz als neue Form einer vorauschauenden Landschaftsplanung sowie als Informationssystem, das explizit auf die weitere Nutzung durch eine Landkreisverwaltung abgestimmt ist, hat Modellcharakter für eine umweltgerechte und nachhaltige Raumnutzungsplanung.


Ergebnisse und Diskussion

In den ersten Projektjahren erfolgte die Definition der zu bilanzierenden Indikatoren, die mit den einzelnen Sachgebieten des Landratsamts in einer zuerst noch etwas unverbindlichen Form und einer umfassenden Befragung nach LRA-spezifischen Interessensfeldern abgestimmt wurde. Zudem wurde das Informationssystem in seiner Grundstruktur erstellt.
Im letzten Projektjahr konnten die Datenerfassung sowie die Systemabgrenzung der zu bilanzierenden Indikatoren weitestgehend abgeschlossen werden. Für derzeit 22 von 26 Indikatoren liegen Bilanzierungsergebnisse vor, die in einem ausführlichen Bericht (Abschlußbericht Band 2) zusammengestellt sind. Das Informationssystem wurde am Landratsamt implementiert.
Die umfangreichen sachlichen und raumbezogenen Daten und Informationen lassen eine Vielzahl von Abfragen und Auswertungen zu. Neben den ökologischen Bilanzierungsrechungen wird das Informationssystem vor allem im Sachgebiet Naturschutz auch zur Dokumentation und Visualisierung von Daten und Karten benutzt. Die Ergebnisse der Ökobilanz sind sehr differenziert bzgl. der 22 berechneten Indikatorenausprägungen. Sie wurden in sogenannten Indikatorbilanzierungs-Kennblättern in einheitlicher Form beschrieben und dargestellt (Abschlußbericht Band 2). Zur Interpretation der Ergebnisse wurden Handlungsfelder den jeweiligen Indikatoren zugeordnet und mit Vorschlägen zu Maßnahmen versehen (s. Abschlußbericht Band 1). Die Umweltbilanz des Landkreises kann insgesamt als nicht schlecht, aber verbesserbar, bei einigen Richt- und Grenzwertüberschreitungen, eingestuft werden. Eine präzisere Einordnung kann für einzelne Indikatoren einerseits (Band 2) sowie erst nach Fortschreibung insbesondere der Trendindikatoren andererseits erfolgen.
Die verfolgten Ziele wurden weitestgehend erreicht; allerdings sind einige Indikatoren in der Bearbeitung aufwendiger als erwartet. In einer Vorstellungsrunde im Herbst 1999 wird der Stand zum Projektende an das LRA übergeben werden. Die Ursachen dieser Verzögerungen liegen zum einen im hohen Anforderungsprofil selbst, das trotz Einschränkungen der beantragten Personalmittel von der Arbeitsgruppe nur ungern reduziert wurde, und zum anderen in Verzögerungen bei der Datenerfassung sowie eines erhöhten Kommunikationsbedarfs.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Durch das große Interesse an freiwilligen und ganzheitlichen Steuerungsinstrumenten einer nachhaltigen Raumnutzungsplanung gestaltete sich die Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation des Vorhabens sehr erfolgreich und vielgestaltig. Neben zahlreichen Vorträgen, Demonstrationen und Publikationen erfolgten auch Messeaustellungen (Hallertauer Messe in Pfaffenhofen) und Artikel in Tageszeitungen. Der konzeptionelle Ansatz hat zudem in weitere Projekte Eingang gefunden, und wird auch in der Ausbildung von Landschaftsplanern an der FH Nürtingen thematisiert. Durch eine Veröffentlichung des Ergebnisbands nach Absprache mit dem Landratsamt sollen interessierte Kommunen, Landkreise und Regionen umfassend über diesen neuen Ansatz informiert werden. Für die praktischen Erfahrungen mit dem System ist das Sachgebiet Naturschutz am Landratsamt der Ansprechpartner auch über die Projektlaufzeit hinaus.


Fazit

Durch die große Resonanz insbesondere von Umwelt- und Raumplanung hat das Vorhaben belegen können, daß sich die Vorgehensweise insgesamt bewährt hat und einen hervorragenden, umfassenden Einblick in die Umweltsituation eines Verwaltungsraumes geben kann. Allerdings sind die klassischen Verwaltungsstrukturen (getrennte Sachgebiete) und deren Aufgaben (in Umfang und Art) weniger für eine umweltbezogene Gesamtschau ausgelegt, wie sie in diesem Projekt erfolgt ist. Die Sachgebiete im LRA nutzen daher das System überwiegend als Informations- und weniger als Bilanzierungssystem.
Der Personalaufwand wurde etwas unterschätzt, weshalb einige Bilanzierungen - 4 von 26 - unvollständig bleiben mußten.

Übersicht

Fördersumme

422.199,27 €

Förderzeitraum

01.06.1996 - 03.01.2000

Bundesland

Bundesrepublik Deutschland

Schlagwörter

Bundesrepublik Deutschland
Landnutzung
Naturschutz
Ressourcenschonung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik