Projekt 07633/01

Umweltgerechte Reaktivierung einer Kleinst-Wasserkraftanlage an der Ilm in Mattstedt/Thüringen – Demonstrationsvorhaben

Projektträger

Hans-Otto Vent
99510 Mattstedt

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Der nach der Wiedervereinigung Deutschlands reprivatisierte Mühlenhof in Mattstedt war in der DDR-Zeit dem völligen Verfall preisgegeben. Ein wesentlicher Bestandteil des Denkmal geschützten thüringischen Vierseitenhofes (über 300 Jahre in Familienbesitz) ist die Mühlen-Wehranlage an der Ilm. Nach der Rückübereignung der Mühle an die Familie Vent erfolgte die Erneuerung der maschinen- und elektro-technischen Anlagenteile der Wasserkraftanlage.

Zielsetzung des von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderten Vorhabens ist die Sanierung der zur Wasserkraftanlage gehörenden Wasserbauten unter besonderer Berücksichtigung umweltrelevanter Aspekte. Damit soll ein Demonstrationsvorhaben geschaffen werden, das zeigt, wie eine Wasserkraftnutzung unter hinreichender Berücksichtigung des Naturschutzes möglich ist.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Durchführung des Fördervorhabens gliederte sich in folgende Arbeitsschritte:
1. Wehrinstandsetzung und Mühlgrabenentschlammung zur Wiederherstellung der historisch vorgegebenen Gefällehöhe und Verbesserung der Wasserqualität des Lebensraumes Mühlgraben;
2. Bau von Fischaufstiegshilfen am Wehr und Turbinenhaus, um eine biologische Durchgängigkeit der Staustufe herzustellen;
3. Erneuerung des Feinrechens, um durch die Verringerung des Abstandes der Rechenstäbe auf 20 mm Fischverletzungen vorzubeugen;
4. Bau neuer Schützanlagen zur besseren Wasserstandsregulierung bei Hoch- und Niedrigwasser;
5. Instandsetzung des sehr defekten Schützeinlaufes zur Absicherung der technischen Funktion und Beseitigung der Unfallgefahr für Besucher der Anlage;
6. Landschaftspflegemaßnahmen zur Uferbefestigung und Renaturierung nach den Baumaßnahmen;
7. Dokumentation der Gewässerentwicklung.
Die Vorhabensdurchführung erfolgte in enger Kooperation mit dem Hydrolabor Schleusingen der Bauhaus-Universität Weimar sowie dem Thüringer Landesverwaltungsamt, Referat Wasserwirtschaft, und dem staatlichen Umweltamt Erfurt. Weiterhin wurde bei dem Bau der Fischaufstiegshilfen gezielt auf die diesbezüglichen Erfahrungen aus der von der Umweltstiftung geförderten Reaktivierung der Wasserkraftanlage Jägersdorf an der Saale zurückgegriffen.


Ergebnisse und Diskussion

Das Vorhaben konnte in dem geplanten Umfang umgesetzt werden. Mit der Reaktivierung der Kleinst-Wasserkraftanlage ging eine nennenswerte Verbesserung der Standort bezogenen Umweltsituation einher. So wurde erstmalig die Fließgewässerdurchgängigkeit mittels zweier Fischaufstiegshilfen wieder hergestellt. Die Platzierung einer Fischaufstiegshilfe jeweils im Betriebsgraben und unmittelbar am Ilm-Wehr stellt eine Besonderheit dar und soll zur vollständigen Vernetzung des Fließgewässers beitragen. Mit der Reaktivierung der Wasserkraftanlage ging eine Entschlammung und Neugestaltung des Betriebsgrabens einher. Der kontinuierliche Betrieb der Wasserkraftanlage gewährleistet u. a. stabile Verhältnisse im Betriebsgraben, welcher zur Zeit noch von der Gemeinde Mattstedt als Vorflut genutzt wird.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Nach dem Abschluss des Vorhabens und der Durchführung noch erforderlicher Nachbesserungen sind in den nächsten drei Jahren weitere gezielte landschaftspflegerische Maßnahmen vorgesehen. Darüber hinaus soll die Funktionstüchtigkeit der Fischaufstiegshilfen durch Befischungen gezielt untersucht werden.

An der Wasserkraftanlage soll eine Darstellung angebracht werden, aus der die Funktion der Gesamtanlage hervorgeht.


Fazit

Das Vorhaben konnte in dem geplanten Umfang umgesetzt werden. Mit der Reaktivierung der Kleinst-Wasserkraftanlage ging eine nennenswerte Verbesserung der Standort bezogenen Umweltsituation einher.

Rückblickend muss festgestellt werden, dass ein zu geringer Planungsvorlauf bestand. Klare Vorstellungen über technische Details mussten oft kurzfristig erarbeitet werden und auch die erforderlichen Genehmigungsverfahren waren nur mit Mühe termingerecht zu realisieren. Letztendlich konnte die erfolgreiche Vorhabensdurchführung nur durch die in vorbildlicher Weise kooperierenden Bauunternehmen und Behörden erreicht werden.

Übersicht

Fördersumme

102.251,22 €

Förderzeitraum

13.02.1998 - 11.05.2000

Bundesland

Thüringen

Schlagwörter

Klimaschutz
Naturschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik