Projekt 07398/01

Reaktivierung der Wasserkraftanlage Schönfeld-Frohnau an der Zschopau/Sachsen

Projektträger

Josef Pongratz
94327 Bogen

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Reaktivierung der Wasserkraftanlage Schönfeld-Frohnau an der Zschopau/Sachsen unter möglichst umweltgerechten Gesichtspunkten. Dabei sollten nicht nur Faktoren der Wirtschaftlichkeit sondern be-sonders auch der Ökologie berücksichtigt werden.
Gegenstand der Förderung waren:
- Sanierung des alten Untergrabens;
- Pflanzen und Pflanzarbeiten;
- Integration einer Fischtreppe in das bestehende Wehr;
- Dokumentation.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDer Bauablauf wird kurz in Stichworten aufgelistet:
· 09/93 - 12/94: Planung und Behördengänge bis zur Genehmigung.
· 01/95: Bau einer Stahl-Lärchenholzbrücke über die Zschopau, um zum künftigen Standort des Turbinenhauses zu gelangen.
· 02/95 - 05/95: Verhandeln mit künftigen Lieferanten der Bau- und Anlagenteile.
· 05/95: Ing.-Büro: Einmessen der Höhenpunkte des Geländes für Tiefbau, Beginn der Tiefbauarbeiten.
· 06/95: Mühlgraben, Aushub Turbinenhaus und Wasserschloss, Sauberkeitsschicht, Einrichten der Baustelle.
· 07/95: Baggerarbeiten am Mühlgraben, Betonarbeiten am Wasserschloss.
· 08/95: Betonarbeiten am Wasserschloss und Turbinenhaus, Montage Druckrohr vom Wasserschloss und Turbinenhaus, Montage Stahlbetonrohre für Überschusswasser, Streichwehr im Wasserschloss.
· 09/95: Montage Turbine und Peripheriegeräte, Tiefbauarbeiten Mühlgraben, Montage Dachstuhl Turbinenhaus, Montage Lärchenholzbrücke über Auslauf Turbinenhaus.
· 10/95: Montage Schützen am Wehr und Wasserschloss, Baggerarbeiten am Mühlengraben, Baugruben verfüllen, Elektroarbeiten, Verlegen des Anschlusskabels zum neuen Einspeisepunkt, Ausbauarbeiten Turbinenhaus, ehemaligen Unterwassergraben ausgebaggert.
· 11/95: Montage Rechenreiniger, Montage Trafo und Komponenten, Befestigen der Wege mit Schotter, Installation von Telefon, Fax, EVS Zählerstandsfernabfrage, Installation der Schaltschränke, Fernabfrage, SPS-Steuerung.
· 10/95 bis 11/95: Bau der Fischtreppe.
· 28.11.95: Inbetriebnahme.
· 04/96: Restarbeiten und Bepflanzung.


Ergebnisse und Diskussion

Die Energiegewinnung aus Wasserkraft hat eine Jahrhunderte alte Tradition. Viele der Kleinwasserkraftanlagen mussten jedoch in der Vergangenheit ihren Betrieb einstellen, da sie auf Grund der geringen Stromvergütungen der Energieversorger (EVU) nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben waren. Seit dem Inkrafttreten des Stromeinspeisegesetzes ist die Vergütung in Abhängigkeit vom Gewinn der EVUs festgelegt. Auf dieser Basis könnten einige Anlagen wieder in den Bereich der Wirtschaftlichkeit zurückgeführt werden. An vielen Orten wird deshalb über eine Reaktivierung der Anlagen nachgedacht, insbesondere in den neuen Bundesländern. Dort wurden im Zuge der Energiepolitik der ehemaligen DDR be-sonders viele Wasserkraftanlagen stillgelegt.
Die hier beschriebene Anlage liegt an der Zschopau in Sachsen an der Ortschaft Schönfeld-Frohnau. Der Betreiber dieser Anlage hat alle zum Betrieb notwendigen Flächen erworben und die Reaktivierung durchgeführt.Die Anlage gehört zur Klasse der Ausleitungskraftwerke. Das Triebwasser wurde früher über ein Steinwehr mit Holzaufsatz in den Triebwasserkanal geleitet. Dieser führte am linken Talrand entlang. In einem Wasserschloss begann der Kraftabstieg durch eine auf Steinsockeln gelagerte freiliegende Druckrohrleitung aus Stahl quer über die Talaue zum Krafthaus, das sich in einer Holzschleiferei auf der rechten Talseite befand. Von dort führte ein ca. 100 m langer Untergraben das Wasser wieder zur Zschopau zurück.Das Ausleitungswehr und der Triebwasserkanal befanden sich noch in einem relativ guten Zustand, so dass hier nur eine Sanierung und die Installation einer Fischaufstiegsanlage am Ausleitungswehr notwendig war. Das Krafthaus und die Druckrohrleitung waren jedoch nicht reaktivierbar. Im Zuge der Reaktivierung wurde deshalb ein neues Krafthaus auf der linken Talseite erbaut und die Druckrohleitung unterirdisch verlegt. Auf diese Weise konnte die das Landschaftsbild sehr stark beeinträchtigende Druckrohrleitung entfernt werden. Ein besonderes Highlight der Reaktivierung ist die Umgestaltung des alten Betriebsgrabens zu einer Stillwasserzone, die eine deutliche Aufwertung der Biotopvielfalt in der Region darstellt.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Im Vorfeld der Planung und während der Baumaßnahmen wurden die Anlieger und die entsprechenden Fachverbände bereits frühzeitig integriert. Auf diese Weise konnten Missverständnisse vermieden wer-den sowie die Wünsche der Einzelnen entsprechend berücksichtigt werden.


Fazit

Mit der Reaktivierung der Anlage und der damit einhergegangenen Modernisierung der Anlagentechnik ist ein sehr schönes Gesamtensemble entstanden, das die Vorteile der Ressourcen schonenden Wasserkraft bei gleichzeitig möglichst geringer Beeinträchtigung der Umwelt demonstriert. Bei einer Ausbauleistung von 150 kW soll die Anlage eine Jahresstromerzeugung in Höhe von 570.000 kWh erreichen und trägt so zu einer beträchtlichen CO2-Einsparung bei.Die Verbindung der durch das Wehr getrennten Biotope mittels einer Fischaufstiegsanlage stellt eine deutliche Aufwertung dar. Am Krafthaus selbst ist eine Fischaufstiegsmöglichkeit wegen der großen Fallhöhe von 9 m nur sehr schwer möglich. Wanderwillige Fische erkennen die Anlage jedoch als Hindernis und haben die Möglichkeit über das Mutterbett auf- bzw. abzusteigen.
Die Anlage kann als gutes Beispiel für die Gestaltung der Durchgängigkeit dienen. Die Wiederherstellung des Betriebsgrabens sowie die Einrichtung von Fischunterständen, Stillwasserzonen und einem Teich verbessern dieses Bild weiter. Ebenso ist die Restwasserproblematik unter Einbeziehung der gegebenen Umstände sehr gut gelöst. Der optische Eindruck der Ausleitungsstrecke lässt keine Beeinträchtigung der Biozönose vermuten.

Übersicht

Fördersumme

32.211,39 €

Förderzeitraum

29.05.1995 - 02.03.2001

Bundesland

Sachsen

Schlagwörter

Klimaschutz
Naturschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik