Projekt 07356/04

Weiterführung des Modellvorhabens Integration und bauliche Realisierung umweltrelevanter Anforderungen für die Instandsetzung der durch Umweltbelastungen geschädigten Fachwerkfassade an Haus 8 – 13 der Franckeschen Stiftungen

Projektträger

Franckesche Stiftungen zu Halle
Franckeplatz 1 Haus 37
06110 Halle
Telefon: 0345/2127409

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Ziel ist der Abschluss der denkmalgerechten Sanierung des durch Umweltbelastungen stark geschädigten langen Hauses (Haus 8 bis 13), die bereits mit den Projekten 07356/01 und 03 in wesentlichen Teilen angestrebt wurde. Während in den Vorläuferprojekten die Bauteile Haus 8 bis 11 fertiggestellt und den Nutzern übergeben werden konnten, wird das Gesamtvorhaben mit der Sanierung der Häuser 12 und 13 abgeschlossen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenAusgehend von den Erfahrungen bei der Sanierung der Häuser 8 bis 11 erfolgt auf der Grundlage entsprechender holzschutztechnischer Gutachten die Reparatur der Holzkonstruktion, wobei auch hier hausschwamm-, nassfäulepilz- und insektenfreies Altholz als Ersatz für zerstörte oder unbrauchbare Fachwerkteile eingebaut wird. Die Ausfachungen werden mit einem Lehmputz versehen. Zur Innendämmung wird ein Wärmedämmputz eingesetzt. Aufgrund der gutachterlich festgestellten Fußbodenverwölbung sind bei den Häusern 12 und 13 der Abriss des alten Sockelmauerwerks und die Einbringung eines neuen Stahlbetonfundaments erforderlich.
Die Südfassade wurde, wie schon bei Haus 8+9 und 10+11, als Sichtfachwerkfassade ausgebildet. Die durch die Lärmimmission der Hochstraße extrem belastete Nordfassade ist mit Schilfdämmmatten bekleidet und mit Wärmedämmputz verputzt. Damit gelang eine bauphysikalisch optimierte Modifizierung des an den Häusern 8-11 gewählten Aufbaus. Anstatt der zweilagigen Schilfmatte wird auf die erste Lage Schilfrohr ein Dämmputz aufgebracht. Bei vergleichbarer Dämmwirkung wird der Schall- und Brandschutz im System verbessert und die Ausführung vereinfacht. Die Fenster im Fachwerk dem historischen Erscheinungsbild entsprechen als auch de geforderten Wärme- und Schallschutz erbringen. Diese Bedingung wird durch die eingesetzten Kastenfenster erfüllt. Das innere, zweiflügelige Fenster besitzt eine spezielle Verglasung mit hoher Wärme- und Schalldämmung, das äußere Fenster entspricht in Gliederung und Ausführung dem historischen Erscheinungsbild.
Es erfolgt eine komplette Neuinstallation der Sanitäranlage und die Erstausstattung des Gebäudes mit Zentralheizung sowie der Einbau einer Lüftungsanlage für die Sanitärzellen des Internates.


Ergebnisse und Diskussion

Das DBU-Modellvorhaben Az. 07356/04 ist der Abschluss eines langfristig angelegten und umfassenden Sanierungsprojektes, das sich über mehrere Jahre von 1996 bis Ende 2004 erstreckte. Mit der Übergabe der oberen Etagen des Hauses 12/13 an das Deutsche Jugendinstitut im Oktober 2003 und der beiden unteren Etagen an die Latina im April 2004 wurde die Sanierung des Langen Hauses dank der großzügigen Unterstützung der Deutsche Bundesstiftung Umwelt abgeschlossen.
Zu den Zielen der letzten Projektetappe gehörte es, die in den Vorprojekten gewonnenen Erfahrungen und Ergebnisse bei der Entwicklung und Praktizierung umweltverträglicher Maßnahmen des Holz-, Schall-, Feuchte-, Wärme- und Brandschutzes im denkmalgeschützten Fachwerkgebäude zu vertiefen und gegebenenfalls weiter zu entwickeln. Folgende Lösungen sind beispielhaft zu nennen:
Der Fassadenaufbau an der Nordfassade wurde modifiziert. Die an den Häusern 8-11 verwendete zwei-lagige Schilfdämmmatte wurde am Haus 12-13 durch ein System aus einer Lage Dämmputz und einer Lage Schilfrohr ersetzt. Das neue Verfahren zeichnet sich durch bessere Brandschutzwerte aus, ist technisch einfacher zu realisieren, verbessert das Schalldämmmaß um 9 dB und sichert wie die Vorvariante den Schutz der Fassadenkonstruktion vor Witterungseinflüssen. In anderen Bereichen, wie z. B. bei der Reparatur bzw. dem Ersatz schadhafter Teile der Fachwerkkonstruktion; bei der Anwendung traditioneller zimmermannsmäßiger Verbindungen von Fachwerkteilen; bei der Ausmauerung der Gefache in allen Fachwerkwänden und bei der Sanierung der Dachkonstruktion wurde unverändert an den in den ersten Bauabschnitten bewährten Lösungen festgehalten.
Auch die zur Qualitätssicherung auf der Baustelle in den Vorprojekten entwickelte Zusammenarbeit mit den Baufirmen, Gutachtern, Forschungseinrichtungen und Herstellern wurde in bewährter Weise fortge-führt. Gleiches gilt auch für die kooperative Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege, wo viele grundlegende Probleme bereits in der Planungsphase und der praktischen Umsetzung der ersten Bauabschnitte unter Abwägung unterschiedlicher und teilweise widersprüchlicher Erfordernisse und Schutzanliegen gelöst worden waren.
Parallel zur Sanierung des Langen Hauses hatte das Förderprojekt ein weiteres Ziel: Grundlagen für ein langfristiges Instandhaltungskonzept für die Stiftungsgebäude zu entwickeln. Die in den Vorprojekten entwickelten Instrumentarien und Datenbanken konnten insbesondere in den letzten Monaten der Projektbearbeitung erheblich anwenderfreundlicher gestaltet werden. Durch das gewachsene Problembe-wusstsein der Mitarbeiter der Bauverwaltung der Franckeschen Stiftungen gelang eine deutlich effektivere Programmentwicklung und gezieltere Qualifizierung.
Die Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen am Gesamtgebäude führten zu einer Reduzierung des Heizenergieverbrauches auf ca. 1/3 des Altzustandes. Die Primärenergieeinsparung ist deutlich höher, da ein Wechsel des Energieträgers von Einzelöfen mit Braukohlebrikett auf Fernwärme erfolgte.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Auch während der letzten Phase des Bauvorhabens Haus 8 - 13 kam der Weitergabe von Erfahrungen und Erkenntnissen aus der Projektarbeit eine wichtige Rolle zu. Beispielhaft sind zu nennen:
Vorträge auf Seminaren und Kolloquien
§ Vortrag auf der DBU-Sommerakademie in Marienthal im Juli 2003
§ Vorstellung IBIS in der Arbeitsgruppe Bauinstandhaltung , Bauhaus Dessau, Mai 2004
Publikation
§ Nachhaltiger Schutz des kulturellen Erbes - Umwelt und Kulturgüter, DBU Schriftenreihe Initiativen zum Umweltschutz Band 59, Berlin 2004


Fazit

Die Wiederherstellung des größten Fachwerkgebäudes Europas (113m Länge, 25m Höhe) ist das bisher bedeutendste Bauvorhaben nach Wiedererrichtung der Franckeschen Stiftungen im Jahr 1992.
Der Wert der Bauleistungen beruht nicht allein auf den enormen Ausmaßen des Gebäudes und den erheblichen finanziellen Aufwendungen. Beispielhaft ist die enge Zusammenarbeit aller Projektpartner mit der es gelang, unterschiedlichste nutzerspezifische Erfordernisse vom evangelischen Konvikt, Internat, Musikgymnasium bis zum Forschungsinstitut mit hohen denkmalpflegerischen Anforderungen auf eine wirtschaftlich, technisch und ökologisch überzeugende Weise zu verbinden

Übersicht

Fördersumme

700.000,00 €

Förderzeitraum

20.06.2002 - 20.12.2003

Bundesland

Sachsen-Anhalt

Schlagwörter

Klimaschutz
Kulturgüter
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik