Projekt 06745/01

Entwicklung einer Strategie zur Reduzierung des Fungizideinsatzes gegen die Erreger pilzlicher Blattfleckenkrankheiten der Zuckerrübe

Projektträger

Institut für Zuckerrübenforschung (IfZ)
Holtenser Landstr. 77
37079 Göttingen
Telefon: 0551/50562-0

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Blattfleckenkrankheit Cercospora beticola ist in den vergangenen Jahren in weiten Teilen Süd- und Westdeutschlands in unterschiedlicher Intensität aufgetreten und hat bei stärkerem Befall erhebliche Verluste an Ertrag und Qualität der Zuckerrübe verursacht. Da bisher keine resistenten Sorten im bundesdeutschen Sortiment vorhanden sind, kann diese Krankheit nur mit gezieltem Einsatz von Fungiziden bekämpft werden. Ziel dieser Untersuchung ist es daher
- ein einfaches und reproduzierbares Verfahren für die Selektion von Sorten gegen Erreger von Blattfleckenkrankheiten zu entwickeln,
- durch die wissenschaftliche Beschreibung dieses Prüfsystems den Grad der Anfälligkeit einzelner Zuckerrübensorten gegen die Erreger von Blattfleckenkrankheiten zu erfassen,
- durch die mögliche Zulassung toleranter/resistenter Sorten den Umfang des Fungizideinsatzes zur Schonung der Umwelt drastisch zu reduzieren.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden1. Sorten und Versuchsstandorte
In einer dreijährigen Serie wurden in Feldversuchen 12 ausgewählte, in ihrer Anfälligkeit extrem unterschiedliche Zuckerrübensorten oder -linien unter den verschiedenen Befallsbedingungen miteinander verglichen. Die Versuchsstandorte 1997 sind von den im Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter (BDP) Abt. Zuckerrüben vertretenen Züchterhäusern zur Verfügung gestellt worden. Alle Versuche wurden vollrandomisiert als Lateinisches Rechteck mit 4 Wiederholungen angelegt.
2. Pilzmaterial und Inokulation
Die aus den beiden ersten Projektjahren vorhandenen regionalen 23 Herkünfte von C. beticola wurden um weiteres Material aus allen rübenbauenden Regionen Deutschlands ergänzt und dieses isoliert. Zur Erhaltung der Virulenz wurden alle Isolate zu Beginn des vergangenen Versuchsjahres ebenfalls wieder einer Wirtspassage im Gewächshaus unterzogen. Kultur und Vermehrung erfolgte nach der von ADAMS et al. (1995) beschriebenen Methode.
Zur Inokulation wurden 1997 der Inhalt von ca. 2,2 (CPM I) bzw. von 0,5 (CPMII) pilzbewachsenen Petrischalen pro 20 m2 - Parzelle verwendet, um so die untere Grenze der Aufwandmenge an Pilzmaterial ohne Informationsverlust zu erarbeiten. Mycel und Agar wurden dazu homogenisiert und auf eine Ausbringmenge von 400 l pro ha verdünnt. Die Ausbringung erfolgte mit einer konventionellen Parzellenspritze auf je zwei Versuchen/Jahr an insgesamt 4 Standorten.


Ergebnisse und Diskussion

In den drei Versuchsjahren war die gezielte Inokulation in den dafür vorgesehenen 19 Sortenversuchen mit C. beticola methodisch problemlos möglich. Praxisrelevanz und Umsetzung der Einzelergebnisse in ein Prüfungssystem für Sorten sollten folgende zusammenfassende Ergebnisse berücksichtigen:
1. Die Inokulation verursacht einen gleichmäßigen Befall innerhalb der Parzellen, der eine deutlich bessere Sortendifferenzierung ermöglicht als der natürliche Befall. Dies gilt auch bei stärker reduzierten Inokulummengen, die 1997 überprüft wurden. Der Befallsverlauf, dargestellt in Boniturnoten, war bei der deutlich verringerten Inokulummenge (0,5 Petrischalen/Standardparzelle) nur in den ersten 5 Wochen nach der Inokulation etwas moderater als bei der höheren Inokulummenge mit 2,2 Petrischalen/Parzelle. Auch bei Zusammenfassung der einzelnen Sorten in Sortentypen unterscheiden sich die Boniturwerte für die unterschiedlichen Inokulummengen innerhalb einer Typenklasse praktisch nicht, zwischen den Typenklassen aber sehr deutlich. Die Einordnung von Sorten in Anfälligkeitsgruppen ist also sehr gut möglich.
2. Die Differenzierung der Leistungsparameter ist nach Anwendung unterschiedlicher Inokulummengen (1997) praktisch gleich und unterscheidet sich auch über die drei Versuchsjahre mit den unterschiedlichen Inokulummengen nicht. Sorten, die aufgrund hoher Anfälligkeit bereits nach 5-6 Wochen starken Befall = hohe Bonituren zeigten, werden an ihrer Leistungsausprägung am stärksten gehindert. Bonitur und Leistungsausprägung stehen, wie die Auswertung über die drei Jahre zeigt, in sehr enger negativer Beziehung.
3. Die in den Projektjahren in zusätzlichen Versuchen getrennt ausgebrachten Pilzherkünfte bewirken zwar unterschiedlich starke Symptomausprägungen am Blatt; eine nennenswerte Verschiebung der Rangfolge der in diesen speziellen Versuchen getesteten Sorten tritt jedoch nicht ein. Daraus kann gefolgert werden, daß sich die Sortenrangierung unabhängig von der Zusammensetzung des Inokulums nur aufgrund der genetischen Veranlagung der Sorten bewirkt wird.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Vorträge: Göttinger Zuckerrübentagung, 28.8.1996 (1); AG Rüben der Gesellschaft für Pflanzenzüchtung, 4./5. März 1997, Kiel (2); IfZ-Kolloquium, 16.3.1998;
Publikationen: Proceedings of the 59th IIRB Congress, February 1996 (3); Zuckerrübe, 45. Jg. (5) 1996 (4); Zuckerind. 121 (1996) Nr. 8, S. 580-585 (5); Vort. Pflanzenzüchtung,37, 65-75 (1997) (6); Hannov. Land- und forstwirtsch. Ztg. 150, Nr. 31, S. 12-13 (1997) (7)


Fazit

und Empfehlung

Die Anwendung dieser Inokulationsmethode als Teil der Leistungsprüfung wird zur Prüfung von Zuckerrübensorten auf Resistenz gegen Cercospora beticola mit folgenden Spezifikationen empfohlen:

Pilzherkünfte: möglichst mehrere regionale Herkünfte (> 10);
Menge: eine gut bewachsene Petrischale (Æ 9 cm, Granini-Agar) pro 20 m2 - Parzelle;
Wassermenge: aliquot 400 Ltr./ha
Ausbringungszeitpunkt: Ende Juni / Anf. Juli
Bonitur-Termine: 5, 7 und 10 Wochen nach Inokulation

Übersicht

Fördersumme

96.491,00 €

Förderzeitraum

01.04.1995 - 08.10.1998

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Landnutzung