Projekt 06513/65

Erweiterung Thomas-Müntzer-Siedlung in Leipzig-Knauthain (Programm des Kuratoriums zur ökologisch orientierten Siedlungsplanung, hier Kategorie Mischgebiet)

Projektträger

Stadt LeipzigNeues Rathaus
Martin-Luther-Ring 4 - 6
04109 Leipzig
Telefon: 0341/1234911

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Um die weitere Abwanderung vor allem junger wohnungssuchender Familien in das Leipziger Umland zu verhindern, entwickelt die Stadt auf eigenem Grund die Erweiterung der Thomas-Müntzer-Siedlung mit ca. 600 Wohneinheiten. Zielsetzung des Siedlungsvorhabens ist die Weiterentwicklung der Gartenstadt-idee im Sinne des kostengünstigen und ökologischen Bauens.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Bearbeitung findet in unterschiedlichen Umweltbereichen statt:
Umweltbereich Wasser/Abwasser
o Ökologisches Regenwasserkonzept/naturnahe Gartengestaltung:
Erarbeitung einer Konzeption zu den Themen Regenwassernutzung in Haus und Garten, Bau, Betrieb, Wartung und Pflege sowie naturnahe Gartengestaltung/Abstimmung der Konzeption mit den Sied-lern/Erstellung einer umfassenden Broschüre als Anleitung zur Selbsthilfe für die Siedler.
Umweltbereich Boden/Freiflächen
o Landschaftspatenschaft - Selbsthilfe und Eigenleistung bei Landschaftsbau und eigenverantwortlicher extensiver Nutzung und Landschaftspflege:
Abstimmung der Zielstellung mit betroffenen Ämtern und den Siedlern/Auswertung einer Umfrage in der bestehenden Siedlung/Erarbeitung eines Konzeptes/Mitwirkung und Abstimmung zwischen den Verfahrensbeteiligten/Erstellung eines Handbuches o Kunst und Umweltpädagogik: Integration von bildenden Künstlern in den Entwurfsprozess mit den Siedlern/künstlerische Oberleitung des Herstellungsprozesses.
Umweltbereich Energie
o Zentrale CO2-neutrale Energieversorgung mit BHKW:
Energiegutachten/Wirtschaftlichkeitsuntersuchung unter Einbeziehung lokaler nachwachsender Rohstoffe.
Umweltbereich Hochbau
o Weiterentwicklung der Brettstapelbauweise als kostengünstiges und ökologisches Bausystem durch Unterstützung einer Selbstbaugruppe:
Planung/Einbeziehung der regionalen Holzwirtschaft.
Umweltbereich Verkehr
o Verkehrsreduzierte Siedlung:
Verkehrsberuhigung durch Straßenrückbau/Car-Sharing/Konzeptentwicklung/Bewohnerbeteiligung.


Ergebnisse und Diskussion

Die Erfahrungen in der Umsetzung ökologischer Inhalte sind in den einzelnen Handlungsfeldern unterschiedlich. In weiten Teilbereichen konnten die geplanten Inhalte umgesetzt werden:
100%ige Regenwasserverwendung und -entsorgung vor Ort/ Umsetzung ökologischer Inhalte entsprechend den Festsetzungen des B-Planes/Niedrigenergiestandard/Ausnutzung der Solarenergie durch entsprechende Anordnung der Gebäude sowie städtebauliche Anordnung der überbaubaren Flächen/Wiederaufbau und Restrukturierung der Landschaft. Unbefriedigend ist in den bisherigen Siedlungen die in Teilbereichen mangelhafte Funktionalität der Regenwasserentsorgung durch die fehlerhafte Umsetzung der Baubeteiligten. Erwähnt werden soll auch, dass teilweise im Bereich der allerdings nicht sehr zahlreichen Einzelbauherren die weitergehenden Forderungen und Empfehlungen zum baubiologischen Bauen nur unbefriedigend umgesetzt werden konnten. Die Stadt sah sich hier im Zuge der Vermarktung zu Zugeständnissen veranlasst, um den Anforderungen des kostensparenden Bauens gerecht zu werden. Demgegenüber stehen etliche in beispielhafter Qualität errichtete Häuser (Brettstapelbau-weise/Passivhaustypus). Darüber hinaus wird für die weitere Realisierung ein perspektivenreicher Ansatz in der Verbindung von Ökologie und Arbeit gesehen. Bei der derzeitigen Wirtschaftslage, und das gilt für den Bereich der neuen Bundesländer nochmals in verstärktem Maße, ist das zentrale Interesse das Thema Arbeit. Beispielhafte Möglichkeiten sind in den verschiedenen Handlungsfeldern dieses Gutachtens aufgezeigt:
Im Umweltbereich Verkehr kann eine neue Strukturierung unserer Mobilitätsbedürfnisse Kosten für teure Investitionen in bewegliche und unbewegliche Güter sparen. Statt dessen entstehen für intelligente Dienstleistungen Arbeitsplätze auf dem Autohof und im Mobilitätsservice.
Ein holzbefeuertes Nahwärmesystem ist ökologisch durch seine CO2-Neutralität, verringert den ökonomischen und ökologischen Aufwand für Beschaffung und Bereitstellung, fördert die regionale Wirtschaft und schafft lokale Arbeitsplätze.
In noch größerem Maße gilt dies für die Brettstapelbauweise. Durch die Verbindung der regionalen Holz- und Forstwirtschaft und der Selbstbauhilfe erfolgt eine wirtschaftliche Stärkung der Regi-on. Sie leistet einen Beitrag zu einer CO2-Bindung aus der Waldbewirtschaftung und hält ebenfalls die Chance auf Arbeitsplätze bereit.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Öffentlichkeitsarbeit fand im Rahmen offener Vermarktungsveranstaltungen im Rathaus der Stadt Leipzig bzw. in der Alten Börse in der Stadtmitte und der Teilnahme an der jährlichen, örtlichen Immobilienmesse statt. Zeitungsartikel, Sendungen im Lokalfernsehen mit Auftritten wichtiger Vertreter der Stadt Leipzig ergänzten die öffentliche Bekanntmachung.


Fazit

Das Verfahren hat gezeigt, dass die Entwicklung derartig komplexer ökologischer Siedlungen an Grenzen stößt. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund des nicht in gleichem Maße entwickelten Ver-ständnisses und den Bedürfnissen zum gesunden Bauen der Einwohner der neuen Bundesländer zu sehen. Viele Aspekte des ökologischen Bauens und Wohnens sind umgesetzt bzw. werden in der noch laufenden Realisierung umgesetzt. Es wurde ein umfangreiches Instrumentarium zur Steuerung und Durchführung entwickelt und zur Anwendung gebracht. Im Sinne von Bausteinen für ein ökologisches Qualitätsmanagement steht dieses Instrumentarium auch für weitere Vorhaben zur Verfügung.

Übersicht

Fördersumme

54.708,23 €

Förderzeitraum

01.10.1996 - 26.05.2000

Bundesland

Sachsen

Schlagwörter

Klimaschutz
Landnutzung
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik