Projekt 05187/01

Reaktivierung einer Wasserkraftanlage zu Demonstrationszwecken

Projektträger

Stadtverwaltung Ziegenrück
Bahnhofstr. 2
07924 Ziegenrück
Telefon: 036483/22308

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Bei den erneuerbaren Energien stellt die Wasserkraftnutzung mit über 95% den bedeutendsten Anteil in der Bundesrepublik Deutschland. Die historische Bedeutung der Wasserkraftnutzung kann heute noch eindrucksvoll an vielen Fließgewässern der neuen Bundesländer beobachtet werden. Besonders an der Saale dokumentieren die Anfang unseres Jahrhunderts von Karl Zeiss gebauten Wasserkraftwerke - die sogenannte Saalekaskade - die Bedeutung der Wasserkraftnutzung für die Industrialisierung Deutschlands. In diese historische Wasserkraftnutzung der oberen Saale reiht sich die Fernmühle als älteste Wasserkraftanlage ein, deren Ursprünge bis in das Jahr 1258 zurückverfolgt werden können. Heute ist das Wasserkraftmuseum Ziegenrück in den Räumen der Fernmühle untergebracht. Das Museum dokumentiert mit einer eindrucksvollen Ausstellung die Geschichte der Wasserkraftnutzung von der Vergangenheit bis in die Gegenwart und genießt Beachtung weit über die Region hinaus.
Zwar ist die historische Anlagentechnik der Wasserkraftanlage in der Fernmühle noch vorhanden, doch ist der Betrieb zur Energieerzeugung damit nicht mehr möglich. Daher ist nunmehr beabsichtigt, eine der beiden vorhandenen Turbinen zu reaktivieren und die zweite Turbine für Ausstellungszwecke aufzubereiten. Das Vorhaben soll sich sinnvoll in das Museumskonzept eingliedern und dem Besucher sowohl die moderne Nutzung der Wasserkraft demonstrieren als auch einen Vergleich der modernen Technik mit der Technik aus den Anfängen unserer Industrialisierung ermöglichen. Insgesamt sind zur Reaktivierung der Wasserkraftanlage und der Einbindung in das Gesamtkonzept folgende Einzelmaßnahmen geplant:
- Reaktivierung einer Turbinenkammer und Modernisierung der Energieerzeugungstechnik;
- PC-gestützte Visualisierung der modernen Wasserkraftnutzung;
- Umbau der zweiten Turbinenkammer zu Schauzwecken;
- Aufbau einer Wasserraddemonstrationsanlage auf dem Freigelände.
Die teilweise Reaktivierung der Wasserkraftanlage ermöglicht einerseits die Nutzung einer erneuerbaren Energiequelle, andererseits gliedern sich die Maßnahmen sinnvoll ergänzend in das vorhandene Museumskonzept ein.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenAls starker und erfahrener Partner wurde die VEAG in das Projekt einbezogen. Das Arbeitsamt, die Denkmalschutzbehörde, der Förderverein des Museums, aber auch Studenten der Hochschule für Technik, Wissenschaft und Kultur Leipzig und der Hochschule für Technik und Wirtschaft Mittweida erarbeiteten Vorschläge, halfen bei der Realisierung oder entwickelten die PC-gestützte Visualisierung der modernen Wasserkraftnutzung als Diplomarbeit. Es bildeten sich Arbeitsgruppen, um Zeichnungen zu sichten, auszuwerten und zum Teil neu zu erarbeiten. Material wurde zusammengetragen und Lösungswege bei den Einzelmaßnahmen aufgezeigt.


Ergebnisse und Diskussion

Die offizielle Inbetriebnahme der reaktivierten Wasserkraftanlage erfolgte am 4. Juli 1997. Mit einer durchschnittlichen Jahresleistung von etwa 400.000 kWh versorgt die Wasserkraftanlage des Museums statistisch gesehen rund 1/3 aller Haushalte von Ziegenrück. Darüber hinaus wird der Kostenbetrag für den Strombezug des Museums wesentlich verringert. Auch wird der Flusslauf der Saale durch die Reinigung des Einlaufrechens mit etwa 15 m³ Schwemmgut pro Jahr an dieser Stelle gereinigt. Für die Museumsbesucher ist ein Größen- und Technikvergleich an der Anlage gut erkennbar.
Die PC-gestützte Visualisierung der modernen Wasserkraftnutzung kann über einen Touchscreen per Fingertipp abgerufen werden. Das Programm steht den Besuchern als kleiner Film zur Verfügung. Es zeigt sehr anschaulich das An- und Abfahren der Wasserkraftanlage und die dabei erforderlichen Abläufe der einzelnen Maschinengruppen. Weiter kann über den Bildschirm abgerufen werden:
- digitale Videosequenzen zum Bau der Hohenwarte-Talsperre;
- die Geschichte der oberen Saale;
- Wasserkraftnutzung an der oberen Saale;
- Informationen zur VEAG.
Das Programm besteht aus 4 Haupt- und 21 Untergruppen.
Der Umbau der zweiten Turbinenkammer zu Schauzwecken ist eine sehr gelungene Maßnahme. Nur eine Schützentafel trennt an dieser Stelle den mit Wasser gefüllten Mühlgraben von der Besucherturbinenkammer. Nachträglich sind zwei Sichtfenster in die Schützentafel eingesetzt worden. Mit etwas Glück können die Besucher große Forellen sehen, die sich unmittelbar im Bereich des Sichtfensters aufhalten. Von der eigentlichen Turbine wurden eine der zwei Abdeckungen und einige Leitschaufeln entfernt, um das Laufrad und das Wasser des Untergrabens besser sehen zu können. Gut nachvollziehbar ist die Wirkungsweise der Turbine in deren Turbinenkammer. Auch können mit den Sinnesorganen der Besucher viele Eindrücke wahrgenommen werden. Hinterleuchtete Schautafeln geben in der Turbinenkammer Aufschluss über die technischen Daten sowie auch zur Wirkungsweise der Turbine.
Die Wasserrad-Modellanlage wurde am 29. Juni 2001 eingeweiht. Lange Zeit herrschte Unklarheit über den richtigen Standort und die Ausführung der Anlage. Nach einer Studienarbeit und einer öffentlichen Vorstellung des Konzeptes begann der Bau der Anlage 2000. Die Modell-Wasserradanlage stellt mit 10 Wasserrädern, einer Archimedischen Schraube, einem Schöpfrad und einer Wasserpumpe eine lang ersehnte Erweiterung der Ausstellung Handwerk & Wasserkraft dar. Durch die Zweiteilung der Anlage in einen aktiven und passiven Teil können die Besucher die Anlage einfach nur bestaunen oder in das Geschehen eingreifen. Verschiedene Mühlenmodelle werden durch einzelne Wasserräder angetrieben. Ein Hydraulischer Widder, der die Wasserversorgung für einen Springbrunnen in der Mitte der Anlage übernommen hat, konnte ebenfalls eingebunden werden.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Zur Einweihung der Wasserkraftanlage als auch der Wasserrad-Modellanlage wurde je eine Feier veranstaltet. Vertreter der Presse wurden eingeladen und waren vor Ort.
Geplant ist, von der Wasserrad-Modellanlage eine Postkarte herauszubringen und sie auch im Faltblatt des Museums zu präsentieren. Vorbereitet werden ebenfalls Arbeitsblätter für den Schulunterricht. Die Schule Ziegenrück hat dazu Interesse an einer Zusammenarbeit signalisiert. Das Thema der Arbeitsblätter wird die Wasserkraftnutzung sein.
Die extra für die Reaktivierung der Wasserkraftanlage erarbeitete Broschüre Die Wasserkraftnutzung in der Fernmühle wird den Besuchern im Museum angeboten.


Fazit

Durch die Reaktivierung der Wasserkraftanlage und die Maßnahmen
- PC-gestützte Visualisierung der Wasserkraftanlage,
- Schauturbinenkammer und
- Wasserradanlage
hat das Museum eine große inhaltliche Bereicherung erhalten. Es wird grüner Strom aus Wasserkraft erzeugt, die Kosten des Museums reduziert, der Fluss gereinigt, Menschen zum o.g. Thema informiert und zum Nachdenken angeregt. Das Museum hat sich dadurch zu einem der attraktivsten technischen Museen im Freistaat entwickelt, so der Vorsitzende des Museumsverbandes Thüringen, Herr Jakobson.

Übersicht

Fördersumme

102.258,38 €

Förderzeitraum

03.04.1995 - 06.12.2001

Bundesland

Thüringen

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik