Projekt 05172/01

Umweltorientierte Unternehmensführung in kleinen und mittleren Unternehmen – Innovative Konzepte für die Praxis

Projektträger

VDI - Verein Deutscher Ingenieure e. V. Hauptgruppe
40002 Düsseldorf
Telefon: 0211/6214-

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das Projekt VDI-OIKOS hatte sich zum Ziel gesetzt, ein für normale mittelständische Unternehmen (KMU) anwendbares, praxisorientiertes Konzept der umweltorientierten Unternehmensführung zu entwickeln, zu erproben und zu verbreiten. Es sollte ein Arbeitsordner erstellt werden, der gerade KMU - und hier insbesondere den technischen Führungskräften - den Zugang zum Umweltmanagement erleichtert. Auf der Basis des wissenschaftlichen Kenntnisstandes über organisationale Lern- und Implementationsprozesse sollte einerseits ein geeignetes Implementationskonzept erarbeitet, durch die Begleitung von fünf mittelständischen Betrieben beim Aufbau ihres Umweltmanagementsystems sollte andererseits das Konzept als auch die Materialien erprobt und weiterentwickelt werden. Da sich viele der bereits vorliegenden Konzepte lernorientierten Vorgehens im Umweltmanagement vornehmlich auf Öko-Pioniere konzentrieren, sollte sich dieses Projekt bewußt mit den Schwierigkeiten und Barrieren in normalen durchschnittlichen Unternehmen auseinandersetzen und für diesen Typus ein Konzept anbieten .


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Projekt war als praxisorientiertes Gestaltungsprojekt angelegt und nicht auf wissenschaftliche Erkenntnisgewinnung. Dies bedingte eine spezifische Vorgehensweise: Aus den drei wissenschaftlichen Diskussionskontexten zum Organisationslernen, zur Mikropolitik und zum strategischen Management wurden deduktiv Annahmen über eine geeignete Implementationskonzeption abgeleitet. Gleichzeitig wurden durch die praktische Begleitung und Beratung von Unternehmen induktiv Vorgehensweisen und Materialien entwickelt. Durch mehrere iterative Schleifen - unter Einbeziehung des begleitenden Beirates von Experten und gesellschaftlichen Gruppen - wurde so eine theoretische Fundierung des empfohlenen Vorgehens beim Aufbau von Umweltmanagementsystemen als auch die Erstellung von in der Praxis erprobten und kontinuierlich verbesserten Arbeitsmaterialien sichergestellt.


Ergebnisse und Diskussion

Als Arbeitsergebnis des Projektes wurde Anfang 1998 die Publikation

Volker M. Brennecke/Sebastian Krug/Claudia M. Winkler
Effektives Umweltmanagement
Arbeitsprogramm für den betrieblichen Entwicklungsprozeß
Heidelberg/Berlin (Springer-Verlag) ISBN 3-540-62904-1

zum Preis von DM 168,- herausgegeben. Die Implementationskonzeption ist in Heft 2, Juni 1998 der Zeitschrift UmweltWirtschaftsForum (UWF) veröffentlicht worden.

Als Ergebnis kann festgehalten werden, daß die Voraussetzungen in KMU für ein lernorientiertes Vorgehen beim Aufbau eines Umweltmanagementsystems (UMS) nach EMAS als nicht günstig zu bezeichnen sind. Es mangelt den Unternehmen einerseits an konkreten Vorstellungen von der Funktionsweise eines UMS, andererseits aber auch von den eigenen Möglichkeiten. In vielen Unternehmen entstehen heute formalistische Systeme, die es den Unternehmen letztlich erschweren, die nach wie vor vorhandenen Freiräume im betrieblichen Umweltschutz effektiv zu nutzen.

Die Konzeption von VDI-OIKOS fußt auf der Erkenntnis, daß der Aufbau eines UMS nach EMAS seiner inneren Logik nach als ein organisationaler Lernprozeß interpretiert werden kann. Ein Unternehmen soll die Fähigkeit erlangen, sich selbst zu kontrollieren (Umweltprüfung), normative und strategische Ziele zu setzen (Umweltpolitik und -programm) und operative Routinen kontinuierlich verbessern zu können (Ablauf- und Aufbauorganisation). Dabei kann auf die Unterscheidung zwischen Anpassungslernen (single-loop-learning) und Veränderungslernen (double-loop-learning) verwiesen werden: Im ersten Fall paßt sich ein UMS nur an rechtliche Vorgaben an, während im zweiten Fall ein UMS die Fähigkeit des Unternehmens unterstützt, eigenständig und selbstregulierend Veränderungsprozesse durchzuführen.

Das Ziel, das Niveau des Anpassungslernens zu überwinden, stellt sich in normalen KMUs als ein sehr anspruchsvolles Ziel dar. Um diesen Prozeß einzuleiten und handhabbar zu machen, wurde ein Arbeitsprogramm entwickelt. Hierdurch soll ermöglicht werden, daß das Unternehmen zum einen kontinuierlich einem roten Faden folgen kann und zum andern durch sein Handeln Lerneffekte erzielt.
Das Arbeitsprogramm wurde in vier Phasen eingeteilt (vgl. Beitrag in der UWF), die jeweils die Elemente eines UM nutzen, um spezifische Funktionen im Lern- und Entwicklungsprozeß zu erfüllen:
Erste Phase: Strukturbildung, zweite Phase: Bestandsaufnahme und Selbstreflexion, dritte Phase: Zielbildung, vierte Phase: Veränderung

Das Arbeitsprogramm wurde in einem Ordner umgesetzt, der zur Vermittlung alternativer organisationaler Handlungstheorien das Mittel der Geschichte eines fiktiven Unternehmens Ganz & Aehnlich nutzt, zur Bearbeitung in 10 Abschnitten jeweils konkrete Aufgaben benennt und dazu Beispiel- und Arbeitsmaterialien anbietet. Die Nutzung des Ordners soll dazu führen, daß im Unternehmen ein Entwicklungsprozeß eingeleitet wird.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Während der Projektlaufzeit von VDI-OIKOS als auch im Anschluß wurde das Konzept sowohl innerhalb des VDI als auch in einschlägigen Institutionen und Verbänden (UGA, ASU, future, B.A.U.M. etc) verbreitet. Eine Fachtagung wurde dem Austausch über geeignete Konzepte lernorientierten Vorgehens gewidmet, eine zweite der Verbreitung des Konzeptes und des Ordners speziell bei Vertretern von IHKn und Handwerkskammern. Der Springer-Verlag hat den Ordner als High-light herausgebracht und bewirbt ihn entsprechend.


Fazit

Die Erfahrungen und die Ergebnisse des Projektes verweisen auf den großen Bedarf an konzeptionellen Vorschlägen KMU-geeigneter Konzepte und Vorgehensstrategien. Viele der vorliegenden Konzepte sind leider nicht auf durchschnittliche Unternehmen anwendbar. Es hat sich aber auch gezeigt, daß insbesondere die beiden theoretischen Debatten zum Organisationslernen und zur Mikropolitik genügend Anknüpfungspunkte für weitere praxisgerechte Operationalisierungen aufweisen. Die Integration wissenschaftlicher Konzepte, mit der Realität mittelständischer Betriebe, hat sich in diesem Projekt zwar als außerordentlich schwierig, im Ergebnis aber für Wissenschaft und Praxis als gleichermaßen lohnend erwiesen.

Übersicht

Fördersumme

436.479,65 €

Förderzeitraum

10.03.1995 - 21.12.1998

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter

Umweltkommunikation