Projekt 04038/83

Ran an die Sonne – Berufsbildende Schulen Lüchow

Projektträger

Berufsbildende Schulen Lüchow
Amtsfreiheit 8
29439 Lüchow
Telefon: 05841/120445

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die BBS Lüchow liegt im ländlichen Raum mit wenig Industrie, geringem gewerblichen Anteil und relativ hoher Arbeitslosigkeit. Die Solarenergie hat im Bewusstsein der Bevölkerung, aber auch bei Architekten und Handwerkern, wenig Bedeutung. Es gibt einige Solarpioniere. Um das Interesse an den umwelt-freundlichen Energien zu wecken und diese, wo es geht, in die Ausbildung zu integrieren, ist die Berufsschule der richtige Ort. Gerade Jugendliche sind, vor allem, wenn die neuen Technologien anfassbar gemacht werden, leichter für Alternativen zu gewinnen. Solartechnik muss zur Selbstverständlichkeit werden. Um dieses Ziel zu erreichen, genügt es nicht, kleine Demoanlagen zu betreiben. Den Schülern soll an praktischen Beispielen vor Augen geführt werden, dass die Solartechnik einen nennenswerten Anteil der Energieversorgung decken kann. Darüber hinaus sollen auch anderen Gruppen (Handwerker, Politiker, Bauplaner u.s.w.) die Anlagen zugänglich sein.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie ins Auge gefassten drei Solaranlagen sollen mit den Schülern geplant, beschafft, zum Teil gefertigt, montiert, betreut und überwacht werden. Handlungsorientiertes Lernen ist an diesen Projekten in idealer Weise möglich. Eine 12 kWp Photovoltaikanlage wird als erstes auf dem Flachdach der Metallwerkstatt errichtet. Die Aufständerung und das Tragegestell entwickelt und fertigt die Schule selbst. Dabei ist be-sonders zu berücksichtigen, dass sich die Module bei Dachreparaturen leicht und schnell wegräumen lassen. Schüler werden die fertige Anlage computergestützt überwachen und die Ergebnisse dokumentieren. Eine Untersuchung der Anlage unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist geplant. Als zweiter Teil des Projekts wird eine kleine Thermieanlage mit unterschiedlichen Kollektoren (Aufdach-, Indach- und Röhrenkollektor) angeschafft. Daran sollen angehende Heizungsbauer, Installateure, Dachdecker und Zimmerleute die Montage und Inbetriebnahme einer Solaranlage üben. Eine thermische Solaranlage mit 15 Quadratmeter Kollektorfläche wird im Jahr 2002 auf das 30° geneigte und nach Süden ausgerichtete Dach des Standorts Königsberger Str. montiert. Dort benötigt die Schlachterei täglich etwa 1400 l. Warmwasser. Die Solaranlage soll einen Deckungsgrad von ca. 20% aufweisen. Ein größerer Deckungsgrad ist wegen Leerlaufs in der Ferienzeit und an den Wochenenden nicht sinnvoll. Mit zusätzlicher Messtechnik ausgerüstet, kann der Ertrag und die Wirtschaftlichkeit der Anlage ermittelt werden.


Ergebnisse und Diskussion

Das Projekt Ran an die Sonne konnte im geplanten Umfang vollständig umgesetzt und abgeschlossen werden. Die PV-Anlage speiste fristgerecht den ersten Strom schon im Jahr 2001 ein. Viele Schüler konnten in den Bauprozess eingegliedert werden. In diesem Jahr konnten auch die Materialien für die thermische Demonstrationsanlage beschafft werden. Bei einer zügigen Abwicklung von Projekten gibt es bei Schulen allerdings naturgemäß gegenüber dem Gewerbe erhebliche Unterschiede. Schüler haben einen anderen Ausbildungsstand als Fachkräfte. Viele Tätigkeiten müssen erst geübt werden. Außerdem stehen die Schüler nur vormittags und nur an bestimmten Wochentagen zur Verfügung. Außerdem darf der reguläre Lehrplan nicht aus den Augen verloren werden. Zusätzlich unterbrechen die Ferien den Arbeitsfortschritt. Neben diesen Problemen ergaben sich durch Umstrukturierung der Schule und damit veränderter Raumnutzung Probleme bei der Festlegung des Standorts für die thermische Übungsanlage, die aber schließlich überwunden werden konnten. Ein weiteres Problem ergab sich für die thermische Solaranlage des Standorts Königsberger Str.. Ein Constructing Unternehmen sanierte dort die Heizungsanlage. Da unsere Solaranlage in den Heizkreislauf mit eingebunden werden musste, ergaben sich erhebliche Abstimmungsprobleme, die erst nach relativ langer Zeit endgültig geklärt werden konnten. So verzögerte sich der Abschluss unseres Projekts um rund 8 Monate gegenüber der ursprünglichen Planung.
Der finanzielle Rahmen konnte gegenüber den Planungen im Wesentlichen eingehalten werden. Ein deutlicher Unterschied ergab sich in der Größe der Eigenleistungen. Diese liegen erheblich über der Planung. Das hängt vor allem mit einem unterschiedlichen Rechenansatz zusammen. Bei der Planung wurde von den eingesparten Kosten gegenüber gewerblichen Preisen ausgegangen. Tatsächlich werden aber die geleisteten Arbeitsstunden zu Grunde gelegt. Dies wirkt sich z. B. bei der Fertigung des Unter-gestells für die PV-Anlage erheblich aus. Die Materialkosten für die Fertigung des Gestells sind sehr gering. Die Einzelfertigung aber wesentlich zeitaufwändiger als bei einem industriell gefertigten Serienprodukt. In einer Schule steht aber nicht der Preis im Vordergrund, sondern der pädagogische Ansatz. Auch unter diesem Gesichtspunkt ist das Projekt ein voller Erfolg. Die Motivation der Schüler und auch der Lehrer, an einem sinnvollen Projekt mitzuarbeiten, ist groß. Das zeigte sich bei diesem Projekt immer wieder.
Mit den verschiedenen Solaranlagen werden pro Jahr rund 15.000 kWh Solarenergie (Strom und Wärme) erzeugt. Daraus ergeben sich rund 12.000 kg CO2 Entlastung pro Jahr. Die Umweltentlastung wird sich im Lauf der Zeit aber noch weiter erhöhen, da die Einspeisevergütung für den Solarstrom zu 70% der Schule für Projekte der Energieeinsparung und für den Ausbau alternativer Energien zur Verfügung gestellt wird. So ist eine nachhaltige Entwicklung zum Wohle aller Beteiligten sichergestellt. Rund 20 Firmen, Institutionen und Behörden konnten an dem Projekt beteiligt werden.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Eine Infowand mit Großdisplay in unserer Schule informiert alle Interessierten über unsere Anlage und Themen rund um erneuerbare Energien. Mehrere Berichte über das Projekt wurden in der Regionalpresse veröffentlicht. Ein zweiseitiger, von Schülern verfasster Bericht mit Bildern über den Bau der PV-Anlage erschien in der Zeitschrift Photon. Das Projekt wurde als Beitrag zu der Aktion Umweltschule von Europa eingereicht und prämiert. Während der Prämierungsfeier wurde das Projekt mit Hilfe einer Schautafel vorgestellt. Unsere Schulwebsite beschreibt das Projekt mit viel Bildmaterial und laufend fortgeführter Ertragsstatistik.


Fazit

Solarenergie ist in unserer Schule durch dieses Projekt zu einem festen Bestandteil des Schullebens geworden. Die gesammelten Daten werden im Unterricht ausgewertet und dokumentiert und sind dadurch Bildungsinhalt. Außenstehende können sich über Solartechnik informieren. Die Schule ist zum Kompetenzzentrum für solare Energiegewinnung aufgestiegen. Die Vorgehensweise, mit viel Eigenleistung die Projekte zu verwirklichen, führt zu einer starken Identifikation der Schüler und Lehrer mit den Anlagen. Darum kann man den teilweise durch Sachzwänge schleppenden Projektfortschritt verschmerzen. Die Idee, nicht kleine Demonstrationsanlagen anzuschaffen, sondern marktübliche, nutzbringende Größenordnungen zu bevorzugen, ist ein Beispiel für die Machbarkeit dieser Technik und hat somit Vorbildfunktion. Mit Hilfe der Einspeisevergütung für den von unserer Anlage erzeugten Solarstrom ist eine kontinuierliche Weiterentwicklung auf den Gebieten alternative Energien und Energieeffizienz gewährleistet.

Übersicht

Fördersumme

65.496,49 €

Förderzeitraum

27.02.2001 - 31.10.2003

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Klimaschutz
Landnutzung
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik