Projekt 03842/01

Schonendes und energiesparendes Befischungskonzept für die Küsten- und Binnenfischerei

Projektträger

STAGAtechMaritime Technik
Richard-Wagner-Str. 31
18119 Rostock
Telefon: 0381/5196-

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Untersuchungen zur Umsetz- und Anpaßbarkeit eines vorhandenen Mechanisierungskonzeptes für die Langleinenfischerei als umwelt- und bestandsschonende sowie energiesparende Fischfangmethode für kleine Kutter und Boote im Bereich der Küsten- und Binnenfischerei. Ziel des Projektes war es, mit einer solchen alternativen mechanisierten Fangtechnologie zukünftig weniger umweltfreundliche oder energieaufwendigere Fangmethoden teilweise oder ganz substituieren zu können.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenAusgangspunkt der Untersuchungen war, sowohl für traditionelle als auch für neuartige Leinenmaterialien mit besseren Fängigkeitseigenschaften eine mechanisierungsgerechte Langleinenkonstruktion zu entwickeln und zu testen. Eng verbunden mit diesem Arbeitsschritt ist die erforderliche Entwicklung eines universellen Speicherorgans zu sehen. Als weitere wichtige Teilaufgabe einer mechanisierten Technologie war, die mechanisierte Beköderung mit Stücken- und Ganzfisch oder speziellen Ködern sowohl auf Basis vorhandener Mechanismen als auch neuer Funktionsprinzipien zu untersuchen.
Die genannten Einzelbausteine und ihr Zusammenwirken mit den sonstigen erforderlichen Systemelementen wie Hakenreiniger, Hakentrichter, Hakenführung u. a. waren zunächst auf einem speziell zu entwickelnden Laborversuchsstand zu testen, bevor sie auf See untersucht werden konnten. Entsprechend dem Fischereizyklus waren die Laborarbeiten hauptsächlich im Zeitraum November bis März einzuordnen, während die praktischen Untersuchungen auf See von April bis November durchgeführt wurden. In Anpassung an die unterschiedlichen Bedingungen hinsichtlich Fahrzeuggröße, Fischarten, Haken usw. mußte das gesamte Programm getrennt nach Binnen- und Küstnefischerei geplant und realisiert werden. Dieses Entwicklungsprogramm geht hinsichtlich der technisch-technologischen Ziele weltweit über den bisherigen Stand des Wissens und der Technik hinaus. Bei konsequenter Nutzung der Entwicklungsergebnisse sind beträchtliche Verbesserungen in bezug auf Schonung der Bestände sowie im spezifischen Energieverbrauch möglich.


Ergebnisse und Diskussion

Die entsprechend Zielvorgaben und Lösungsansätzen auszuführenden Entwicklungs-, Projektierungs- und Bauarbeiten für ein mechanisiertes Langleinensystem zum Fischfang auf Kuttern oder Booten der Küsten- und Binnenfischerei konnte von der STAGAtech GbR in Kooperation mit den vorgesehenen Herstellungspartnern planmäßig realisiert werden. Die dafür geplanten Mittel wurden zweckentsprechend verwendet und annähernd ausgeschöpft. Die praktischen Erprobungen wurden im Bereich der Binnenfischerei mit dem Fischereibetrieb Detlefsen (Conventer See bei Bad Doberan) und im Bereich der Ostseefischerei mit den Fischereibetrieben WAR 73 und WAR 41 durchgeführt. Wegen der sehr unterschiedlich ausgeprägten Voraussetzungen und direkten Anwendungsmöglichkeiten wurde schwerpunktmäßig die Mechanisierung der Langleinenfischerei auf Dorsch mit Stückenfisch und ganzen Sprotten als Köder bis zur Praxisreife gebracht. Die als Grundlage jeglicher Mechanisierung anzusehende mechanisierungsgerechte Langleinenkonstruktion mit kardanisch an der Hauptleine angehängten Hakenschnüren und Schnellwechselclips konnte im Rahmen des Vorhabens so ausgelegt werden, daß eine preiswerte Herstellung der Langleine vom Fischer selbst ausführbar ist. Die entsprechend Zielstellung entwickelte Speicherwinde hat bei allen Praxiseinsätzen ihre Bewährungsprobe bestanden und kann sowohl manuell auf einem Boot als auch hydraulisch auf einem Kutter betätigt werden. Für die Verwendung von anderen Ködern als Stückenfisch oder ganzen Sprotten ist derzeit nur eine Stop-and-Go-Technologie unter Einbeziehung eines manuellen Bestichs möglich. Auf diesem Gebiet sind weitere Entwicklungsarbeiten notwendig. Für die neben diesen Hauptsystemelementen einer mechanisierten Langleinenfischerei erforderlichen Peripherieteile wie Relingsrolle, Aussetztrichter, Einholrinne und Hakenreiniger liegen ebenfalls erprobte Funktionsmuster vor, die leicht an andere als die bei den Erprobungen eingesetzten Fahrzeuge anpaßbar sind. Nach den vorliegenden Erprobungsergebnissen ermöglicht die Mechanisierung eine Steigerung der täglich zu bewirtschaftenden Hakenmenge pro Fischer um etwa das Doppelte gegenüber der rein manuellen Technologie. Allein das macht sie sowohl für die Binnen- als auch für die Küstenfischerei wieder praktisch interessant. Im Bereich der Dorschfischerei konnte durch geeignete Wahl von Haken- und Ködergröße nachgewiesen werden, daß nur maßige Fische gefangen werden, während dies bei den verglichenen Schleppnetzfängen nur zu 50 - 70 % der Fall war. Wegen der bei den Versuchen nicht voll ausgeschöpften Hakenkapazität und der nicht repräsentativen Anzahl von Sets über einen größeren Zeitraum kann eine Aussage zur Gesamtwirtschaftlichkeit derzeit noch nicht getroffen werden. Da aber sowohl im Forschungs- als auch im Praxisbereich potentielles Interesse für die Entwicklungsergebnisse vorliegt, wird dies in absehbarer Zeit möglich sein. Anwendungsmöglichkeiten für das System zeichnen sich ab als Substitution für die Schleppnetzfischerei auf Aal mit engmaschigen Netzen, bei der die Zielart weniger als 10 % beträgt und ein Beifang von über 90 % verworfen werden muß, sowie im Bereich der winterlichen Stellnetzfischerei auf Dorsch, wo es derzeit zu erheblichen Entenbeifängen kommt. Das sind Probleme, die ab 1996 mit einer von STAGAtech entwickelten Anlage durch die Bundesforschungsanstalt für Fischerei untersucht werden sollen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Ergebnisse des Vorhabens wurden als Manuskripte zur Veröffentlichung in je einer Zeitschrift der Binnen- und Küstenfischerei eingereicht. Sie sollen im Verlauf von I/96 publiziert werden. Praktische Demonstrationen und Videovorführungen erfolgten sowohl vor Vertretern der Fischereipraxis als auch der Forschung. Daraus zeichneten sich Pilotprojekte ab, von denen das für die Bundesforschungsanstalt bereits realisiert ist.


Fazit

Die in dem Projekt erzielten Ergebnisse belegen, daß der eingeschlagene Mechanisierungs- und damit auch Effektivierungsweg erfolgreich war und in speziellen Anwendungsfällen bereits zur Praxisreife gebracht werden konnte. Damit sind einer derzeit in der kommerziellen Binnen- und Küstenfischerei nur noch sehr wenig angewendeten, aber wegen ihrer Umweltverträglichkeit und des sparsamen Energieeinsatzes perpektivisch bedeutsamen Fangmethode wieder verstärkt Anwendungsmöglichkeiten erschlossen worden. Erste interessierte Anwender gibt es sowohl in der Fischereiforschung als auch in der Praxis, deren Ergebnisse zu einer weiteren und umfassenderen Einschätzung beitragen werden als es im Rahmen dieses Vorhabens möglich war.

Übersicht

Fördersumme

59.403,42 €

Förderzeitraum

01.10.1993 - 31.01.1996

Bundesland

Mecklenburg-Vorpommern

Schlagwörter

Klimaschutz
Landnutzung
Naturschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik