Projekt 02895/01

Erforschung der Ursachen des beschleunigten Zerfalls und zur sachgerechten Konservierung von Kulturdenkmälern auf Berliner Jüdischen Friedhöfen

Projektträger

Carl von Ossietzky Universität OldenburgICBM, Abt. Geomikrobiologie, AG Materialökologie
26111 Oldenburg
Telefon: 0441/798-3382

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Zielsetzung des Vorhabens war die beispielhafte integrierte Untersuchung (geologisch, mikrobiologisch und molekularbiologisch) mikrobiell befallener Grabmäler auf jüdischen Friedhöfen in Berlin sowie deren Restaurierung unter naturwissenschaftlicher Begleitung.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden1. Kartierung der Gesteine und Gesteinstypen Identifizierung der Schäden (BGR)
2. Erstellung einer Kenn- und Bilddatei (BGR)
3. Dokumentation mit Hilfe einer Work-Station und eines PC-Archivs sowie Kontrolle der erfolgten Arbeiten über das Archivmaterial (BGR)
4. Respirationsmessungen durch die zerstörungsfreie Respirationsglockenmethode (CBM und Bornim)
5. Planaform-Abdruckverfahren (BM und Biogema)
6. Isolierung von Mikroorganismen an ausgewählten Proben (ICBM)
7. Isolierung von DNA aus den Reinkulturen und Entwicklung eines DGGE-Verfahrens für die Kontrolle des Bewuchses nach Biozidbehandlung.
8. Auswahl und Erprobung von Bioziden an den Gesteinen der Grabmäler (Biogema und ICBM)
9. Dokumentation der biogenen Schäden und des Befalls durch Planaform-REM-Analysen (Biogema resp. MPA Bremen)
10. Kartierung und Restaurierung der ausgewählten drei Denkmäler durch das Restauratorenteam Breitenfeld und Kriesten.
11. Überprüfung der Biozidbehandlung (ICBM)
12. Überprüfung der Restaurierung (BGR)


Ergebnisse und Diskussion

Im ersten Arbeitsjahr wurden die Arbeiten und Untersuchungen an den ausgewählten Gräbern und an zugehörigen Begleitkomplexen entsprechend dem Arbeitsplan und Forschungsprogramms duchgeführt. Hierzu gehörten die Aufnahme der Denkmäler in Form einer detaillierten Kartierung der Schadensmerk-male nach restauratorischen Gesichtspunkten sowie die Charakterisierung der wichtigsten vorkommenden Gesteine, eine Bestandsaufnahme der mikrobiellen Aktivität am Grabmal mit Hilfe der zerstörungsfreien Respirationstechniken und eines zerstörungsfreien Abformverfahrens. In einer zweiten Arbeitsphase der Mikrobiologen im Gelände wurden die Respirationsmessungen abgesichert; es wurde darüber hinaus eine Fehlerkorrektur der Respirationsmessungen für Gesteinstyp und spezifische Diffusionswerte durch das Gestein vorgenommen. Es wurden Versuche zur Tiefenbesiedlung von Marmor an Ausbauteilen des Parks von Sans-Souci vorgenommen, da an den Grabmälern eine Tiefenbeprobung zunächst nicht sinnvoll erschien, obschon die Säulen am Grabmal Rosalie Ernst in Weissensee ebenfalls tiefgründig verwittert sind. Mit weiterer finanzieller Hilfe des Senats von Berlin wurde das Grabmal Rosalie Ernst von der Firma Ochsenfarth restauriert. Die überwiegend vorkommende Gruppe der schwarzen Hefen wurde neu beschrieben und charakterisiert. DNA-Extrakte aus den gewonnenen Pilz- und Bakterienkulturen und die Prüfung von Bioziden mit Hilfe der isolierten Mikroorganismen wurde abgeschlossen. Insgesamt ergaben sich Hinweise auf drastische Unterschiede des mikrobiellen Befalls aller drei Friedhöfe (zwei in Berlin, einer in Hannover). Dieser ließ sich eindeutig auf die unterschiedlichen Gesteinsarten und weniger auf kleinere klimatische Schwankungen zurückführen (siehe Abschlußbericht und Veröffentlichungen). Alle drei ausgewählten Grabmäler wurden restauriert und der Restaurierungserfolg wurde soweit möglich überprüft. Im Gesamtrahmen des Projekts wurden ebenfalls Veröffentlichungen und Lehrpfade für Erkennung von Gesteinstypen in Berlin erstellt. Im Rahmen des Gesamtprojekts wurde die Zusammenarbeit zwischen Geowissenschaftlern, Biologen und Physikern an Forschungsinstituten mit Denkmalpflegern, Restauratoren in staatlichen Instituten und Behörden sowie mit Firmen der Denkmalpflege und Restaurierung erfolgreich erprobt und etabliert. Innerhalb des Projekts wurden zwei Diplomarbeiten, zwei Dissertationen und zwei Habilitationen sowie ein junges frei schaffendes Restauratorenteam zumindest teilweise gefördert. Die Carl von Ossietzky Universität hat insbesondere durch ihre Elektronenmikroskopie einen nennenswerten Eigenbeitrag geleistet.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Das Gesamtprojekt wurde im Februar 1995 der Öffentlichkeit vorgestellt und von der Presse entsprechend dokumentiert. Für den Sommer 1996 wurden 8 Poster für die Internationale Tagung Gesteinszerfall und Steinkonservierung in Berlin erstellt. Desgleichen wurden für diese Tagung vier Beiträge erstellt. Ein weiterer mit dem Projekt verknüpfter Beitrag zur Besiedlung von Marmor wurde in der Zeitschrift Bauinstandsetzung Bautenschutz veröffentlicht. Darüber hinaus wurden Ergebnisse auf der BIOTECHNICA in Hannover, auf einer internationalen Denkmalschutztagung in Hildesheim sowie der Denkmalpflegeta-gung in Venedig vorgestellt. Einige Bestandteile der Arbeit der Oldenburger Gruppe wurden in den Zeit-schriften Environmental Science and Technology und im Bioforum zusammenfassend dargestellt. Weitere Ergebnisse flossen in eine Veröffentlichung in International Biodeterioration Journal ein. Dieses und andere Projekte der Denkmalpflege fanden über Untersuchungen an Marmoren und an gesteinsschädigenden Insekten Eingang in die Medien über Darstellungen in den Abendnachrichten des ZDF und Features des Bremer Fernsehens und der Deutschen Welle.


Fazit

Fazit der Untersuchungen ist ein bedenklicher Fortschritt im Zerfall der Information zur Jüdischen Kultur auf den Berliner Jüdischen Friedhöfen. Die Geschwindigkeit des Zerfalls ist umweltabhängig, vor allem aber biologisch beschleunigt. Mittel zur Verlangsamung des Zerfalls und zur Behebung von Schäden so-wie zur Dokumentation der Maßnahmen wurden im Rahmen des Projekts erkundet und anhand der Restaurierung dreier Denkmäler getestet. Das Ergebnis wurde überprüft und soll im Jahre 2002 erneut geprüft werden.

Übersicht

Fördersumme

479.144,40 €

Förderzeitraum

31.05.1995 - 30.05.1998

Bundesland

Berlin

Schlagwörter

Klimaschutz
Kulturgüter
Umweltforschung
Umwelttechnik