Projekt 01679/01

Verminderung des Herbizideinsatzes im Raps durch die Einführung eines Schadensschwellenmodells zur gezielten Unkrautbekämpfung in die landwirtschaftliche Praxis

Projektträger

Georg-August-Universität GöttingenInstitut für Pflanzenpathologie und Pflanzenschutz
Grisebachstr. 6
37077 Göttingen
Telefon: 0551/393700

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Kultur Winterraps ist sowohl aus ökologischen Gründen als auch aufgrund der ökonomischen Rahmenbedingungen eine prädestinierte Fruchtart für eine deutliche Reduzierung der Herbizidausbringung auf landwirtschaftlichen Nutzflächen. Einerseits erfuhr der Anbau von Winterraps in der Bundesrepublik Deutschland in den letzten Jahren eine stetige Zunahme, andererseits stellen die seit 1992 deutlich gesunkenen Erzeugerpreise die Wirtschaftlichkeit der chemischen Unkrautbekämpfung im Winterraps im-mer stärker in Frage. In unabhängigen Auswertungen von Herbizidversuchen wurde ermittelt, daß hinsichtlich der Ertragsleistung ein hoher Anteil der Herbizidmaßnahmen unwirtschaftlich ist.
Ziel dieses Forschungsvorhabens war die weitere Überprüfung und die Einführung eines an der Universität Göttingen entwickelten Schadensschwellenmodells in die landwirtschaftlichen Praxis, um somit zu einer Reduzierung des Herbizideinsatzes im Winterraps beizutragen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenUm eine Einführung des Schadensschwellenmodells in die landwirtschaftliche Praxis zu erreichen, kam dieses sowohl in dreijährigen Versuchen auf Betrieben in Südniedersachsen als auch in einem zweijährigen bundesweiten Versuchsprogramm in Zusammenarbeit mit den amtlichen Pflanzenschutzdiensten der Länder und der Projektgruppe Raps des Arbeitskreises Integrierter Pflanzenschutz der Deutschen Phytomedizinischen Gesellschaft zur Anwendung. Außerdem sollten die Versuche Aufschluß über die Bedeutung von ertragsunabhängigen Schadeffekten der verschiedenen Unkrautarten wie Unkrautdurchwuchs, Kornfeuchte und Fremdbesatz des Erntegutes für die Modellentscheidung geben. Des weiteren sollte gezeigt werden, in welchem Ausmaß der Herbizideinsatz im Winterraps unter Berücksichtigung der genannten Kriterien reduziert werden kann. In weiteren Versuchen in der Region Göttingen wurde der Verlauf und das Ausmaß der Unkrautkonkurrenz im Raps in ihrer Bedeutung für eine gezielte Unkrautbekämpfung geprüft.


Ergebnisse und Diskussion

Die Anwendbarkeit des Göttinger Schadensschwellenmodells wurde unter praktischen Bedingungen auf 72 Standorten in Südniedersachsen von 1992/93 bis 1994/95 geprüft. Bei der Anwendung des Schadensschwellenmodells war auf 20,8 % der Standorte eine Herbizidanwendung nicht erforderlich, auf keinem dieser Standorte kam es zu unkrautbedingten Erntebehinderungen oder Qualitätsverlusten des Rapses. Eine erste Bekämpfungsentscheidung kann mit dem Modell bereits im Keimblattstadium der Unkräuter getroffen werden. Ab dem 4. bis 6. Laubblattstadium des Rapses kann der relative Unkrautdeckungsgrad für eine Bekämpfungsentscheidung herangezogen werden.
G. aparine war die einzige Unkrautart, für die ein bedeutender Einfluß auf Erntebehinderung, Kornfeuchte und Fremdbesatz nachgewiesen werden konnte. Die vom Kulturzustand abhängigen Schwellenwerte zwischen 0,5 und 2 Pfl./m² erwiesen sich für G. aparine als praktikabel.
Die überregionale Anwendbarkeit des Schadensschwellenmodells wurde in den Jahren 1993/94 und 1994/95 in einem bundesweiten Gemeinschaftsversuch in Zusammenarbeit mit den amtlichen Pflanzenschutzdiensten der Länder auf 55 Standorten geprüft und bestätigt. Das Unkrautspektrum unterschied sich nicht von dem in Südniedersachsen festgestellten. Ein Verzicht auf Unkrautbekämpfungsmaßnahmen wirkte sich nicht negativ auf unkrautbedingte Erntebehinderungen sowie die Qualität und den Ertrag des Rapses aus. Vorbehalte der Versuchsteilnehmer bestanden gegenüber der praktischen Handhabung des Modells. So sahen sie Probleme für den Anwender u. a. bei der Unkrauterkennung im Keimblattstadium der Unkräuter und im Zeitaufwand für die Unkrauterfassung.
Unter Berücksichtigung dieser Aspekte wurde das Schadensschwellenmodell weiter vereinfacht. So wurden z. B. einzelne Unkrautarten zu Artengruppen zusammengefaßt und die Berechnung der Kornfeuchteerhöhung durch G. aparine geändert. Ein Vergleich dieses vereinfachten Modells mit dem Ausgangsmodell zeigt eine gute Übereinstimmung der Bekämpfungsentscheidungen. Gleichzeitig ist mit dem vereinfachten Modell ein verringerter Erhebungs- und Auswertungsaufwand verbunden.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

BODENDÖRFER, H., B. WERNER, R. HEITEFUSS 1994: RAPUS - eine computergestützte Entscheidungshilfe zur gezielten Unkrautbekämpfung in Winterraps.- Z. PflKrankh. PflSchutz, Sonderh. XIV, 167-176.
HEITEFUSS, R., L. MUNZEL, B. WERNER 1993: Unkräuter zählen zahlt sich aus.- Bauernzeitung, 31, 18-20.
WERNER, B. 1996: Das Göttinger Schadensschwellenmodell zur gezielten Unkrautbekämpfung im Winterraps; Überprüfung, Weiterentwicklung und Einführung in die landwirtschaftliche Praxis.- Diss. Göttingen.
WERNER, B., H. BODENDÖRFER, R. HEITEFUSS 1994: Gezielte Unkrautbekämpfung im Winterraps nach dem Computermodell RAPUS.- Raps 3, 98-101.
WERNER, B., R. HEITEFUSS 1994: Schadensschwellen im Winterraps.- Agrar-Übersicht 8,
32-33.
WERNER, B., R. HEITEFUSS 1994: Erfahrungen bei der Einführung eines Schadensschwellenmodells zur gezielten Unkrautbekämpfung in Winterraps in die landwirtschaftliche Praxis.- Rapssymposium zu Fragen der Phytopathologie und des Pflanzenschutzes, Rostock, Oktober 1994, 135-138.
WERNER, B., R. HEITEFUSS 1996: Einsatz eines Schadensschwellenmodells zur gezielten Unkrautbekämpfung im Winterraps unter praktischen Bedingungen in Südniedersachsen.- Z. PflKrankh. PflSchutz, Sonderh. XV, 149-158.
WERNER, B., R. HEITEFUSS 1997: Möglichkeiten der überregionalen Anwendung des Göttinger Schadensschwellenmodells zur gezielten Unkrautbekämpfung im Winterraps.- Nachrichtenbl. Deut. Pflanzenschutzd., 49 (8), 191-200.


Fazit

Die überregionale Anwendbarkeit des Göttinger Schadensschwellenmodells konnte im Rahmen dieses Projektes unter Beweis gestellt werden. Ausgehend davon, daß mindestens eine Herbizidmaßnahme im Winterraps in der Praxis Standard war, sind die 20,8 % unbehandelte Flächen in den Pilotbetrieben in Südniedersachsen bereits ein erheblicher Beitrag zur Entlastung der Umwelt von überflüssigen Pflanzenschutzmitteleinträgen. Die Anwendung des Modells könnte zu weiteren erheblichen Reduzierungen des Herbizidaufwandes im Winterraps führen, wenn alle anbautechnischen Maßnahmen zur Verminderung der Schadenswahrscheinlichkeit von Unkräutern im Raps optimiert würden.

Übersicht

Fördersumme

89.731,73 €

Förderzeitraum

01.12.1992 - 30.11.1995

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Landnutzung