Projekt 01211/01

Dom und Moritzburg in Zeitz, modellhafter Komplex von Voruntersuchungen über Umweltschäden an der Moritzburg (Torgebäude)

Projektträger

Stadt Zeitz
Altmarkt 1
06712 Zeitz
Telefon: 03441/83-0

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Bereits im Jahr 1991 waren aufgrund von akuter Gefährdung der umweltgeschädigten Moritzburg in Zeitz erste Substanzsicherungen am Dom und dem Schloß begonnen worden. Diese Instandsetzungen erfolgten mit einem Minimum an planerischen Vorarbeiten, da der bauliche Zustand des Ensembles rasches Handeln zu erfordern schien. Für eine denkmalgerechte Sanierung der Gesamtanlage war jedoch eine Untersuchung notwendig, die aufgrund von zahlreichen ungelösten Fragen im Hinblick auf Schadensursachen, Statik und Baugeschichte eine vollständige Schadensanalyse des Bauzustandes erbringen sollte, um so Schlußfolgerungen im Hinblick auf die Gesamtsanierung der Moritzburg zu gewinnen. Neben diesen Ergebnissen für die Planung einer substanzschonenden Restaurierung galt es, eine Entscheidungsgrundlage für die Bewertung von möglichen Nutzungsvarianten der Bauglieder zu gewinnen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenGemeinsam mit Dom und Schloß stellt das im Untergeschoß noch in seiner ursprünglich fortifikatorischen Bedeutung zu erkennende Torhaus aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts eines der prägenden Bauglieder der Moritzburg dar. Zugleich bildet der streng symmetrische Pavillonbau mit zwei seitlich angrenzenden, kasemattierten Schanzen den östlichen Abschluß der Anlage. Um ein rationelles und repräsentatives Verfahren für die Einschätzung des baulichen Gesamtbestandes zu gewährleisten, wurde das Torhaus als Musteruntersuchungsobjekt bestimmt. Die Putz- und Werksteinfassaden dieses Bauelementes wiesen regionaltypische Schadensbilder des gesamten Bauensembles auf. Man durfte also davon ausgehen, daß die hier festgestellten Schadensursachen - und daraus resultierende Restaurierungskonzepte - sich im wesentlichen auf die Gesamtanlage übertragen lassen konnten. Ein für die präzise Auswertung schadensbegutachtender und baugeschichtlicher Beobachtungen notwendiges verformungsgetreues Handaufmaß wurde für das Torhaus auf drei Geschoßebenen erstellt. An der Außenfassade wurde eine Kartierung und Analyse der Schadensbilder durchgeführt und mögliche Zusammenhänge von materialkundlichen und umweltbedingten Gegebenheiten diagnostiziert. Neben der photographischen Vorzustandsdokumentation entstanden Meßphotos zur photogrammetrischen Auswertung der Fassaden. Schließlich entstand eine Musterreparaturfläche am Torhaus für eine mögliche Fassadensanierung der Gesamtanlage.


Ergebnisse und Diskussion

Die Ergebnisse der Voruntersuchungen brachten wertvolle Rückschlüsse im Hinblick auf die Klärung restaurierungstechnischer und baugeschichtlicher Fragestellungen und bildeten so die Eckpfeiler für die Planungen der Gesamtrestaurierung. Die integrierte planerische Erfassung des Baukörpers durch die Kombination der Photogrammetrie und des verformungsgetreuen Handaufmaßes (beide entstanden im Maßstab 1:25) stellte sich als arbeitsintensives Unternehmen heraus, bewährte sich jedoch aufgrund der Qualität der Resultate. Die photogrammetrischen Planunterlagen bildeten eine erstklassige Grundlage für die Schadensdokumentation, Auswertung und Ausschreibung der Restaurierungsarbeiten. Innerhalb des Handaufmaßes konnten bis dahin ungeklärte Bauphasen der Entstehungsgeschichte des Torhauses differenziert und planerisch dargestellt werden. Auch fanden sich Hinweise auf einen mittelalterlichen Vorgängerbau. Mit dieser Methode wurde eine Exaktheit und Dokumentationsqualität aller bauhistorischen Befunde gewährleistet, die mit herkömmlichen Methoden nicht zu erreichen gewesen wäre.
Einen weiteren Untersuchungsschwerpunkt bildete der Substanzverlust an dem Naturstein des Außenbaues durch Abplatzen und Absanden. Es zeigte sich, daß die Verwendung des in der Nähe von Zeitz geschlagenen weichen Sandsteines in Kombination mit den ungünstigen Umwelteinflüssen vor Ort (Braunkohlehausbrand, Emissionen der Chemieindustrie, Autoabgase) zu den erheblichen Schäden an den Natursteinwerken der Moritzburg geführt hatte. Zugleich konnte infolge einer mineralogischen Analyse von Gesteinsproben die Überzeugung bekräftigt werden, daß eine Verfestigung der absandenden Natursteinoberflächen durch Kieselsäureester oder andere chemische Produkte die Schäden mittelfristig vergrößert hätte. Innerhalb des Restaurierungskonzeptes entschied man sich schließlich für das Austauschen von beschädigten Steinen, das auf die statisch-konstruktiven Funktionsbereiche begrenzt blieb, was ökonomisch die sinnvollste Lösung ist.
An den anderen Steinoberflächen wurde die traditionelle Methode der Sicherung durch Kalkmörtel und Kalkschlämmen vorgenommen. Diese Technik erfordert eine intelligente Vorgehensweise, verlangt doch die Wahl der Mörtelzuschlagstoffe, der Materialien und schließlich deren richtige Anwendungstechnik eine sensible Arbeitsweise des Restaurators. Sie antwortet adäquat auf die vorgefundene relative Weichheit der Originalbestände und zerstört nicht die Alterungsspuren der Oberflächenbefunde. Das Verfahren wurde an einem Musterfeld der Torhausfassade erprobt und schließlich auf größere Flächen umgesetzt.
In seiner Gesamtheit betrachtet ließen sich aus dem Voruntersuchungsprojekt konkrete Vorgaben für die Sanierungsplanung der Moritzburg und die mögliche künftige Nutzung herleiten. Auf diese Weise wurde die sorgfältige Steuerung einer nutzungsneutralen Steuerung des Baudenkmals ermöglicht. Die auf Anhieb nicht immer einsichtige Methodik der sorgfältigen Anamnese eines Baudenkmals und der zeitliche Aufwand eines solchen Projektes sind jedoch wirtschaftlich und erlauben eine genaue Ausschreibung und Kostenkontrolle während der späteren Baumaßnahmen. Das angewandte Verfahren dient so der sparsamen Verwendung vorhandener finanzieller Ressourcen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Filmische Dokumentation der auf der Moritzburg geleisteten Untersuchungen und späteren Sanierungsarbeiten am Dom in dem Film Zeichen setzen - Die Moritzburg zu Zeitz.


Fazit

In direkter Folge auf das Untersuchungsprojekt wurde die Restaurierung der Moritzburg weitergeführt. Dabei wurden die für das Sanierungskonzept gewonnenen Erkenntnisse umgesetzt und die angewandten Methoden der Aufmaßtechnik z.B. am Dom fortgeführt. Diese Maßnahmen unterstützte die Deutsche Bundesstiftung Umwelt in Form zwei weiterer Förderprojekte: Beseitigung von Steinschäden und Dachsanierung am Dom zu Zeitz (AZ 00127; Fördersumme 900.000 DM) und Abschließende Mittelbewilligung für Projekte nach den Kriterien des Sofortprogramms für die neuen Länder (Dom/Zeitz) (AZ 03700/05, Fördersumme 2.150.000 DM), so daß die Restaurierung der Moritzburg mit einer Gesamtsumme von 3.225.000 DM durch die DBU gefördert wurde.
Innerhalb der Gesamtsanierung des Baukomplexes Moritzburg konnten die Arbeiten am Schloß vor einiger Zeit abgeschlossen werden. Im Dom wird mittlerweile die Innenausstattung mit der Anlage eines Orgelprospektes vervollständigt. Die Außenfassadenarbeiten am Torhaus sehen noch ihrer Vollendung entgegen, in dem Gebäude sollen demnächst museumspädagogische Angebote stattfinden.

Übersicht

Fördersumme

89.476,08 €

Förderzeitraum

18.06.1992 - 12.04.1995

Bundesland

Sachsen-Anhalt

Schlagwörter

Kulturgüter
Umwelttechnik