Projekt 00876/02

Markteinführung Gütesiegel umwelt- und sozialverträglicher Tourismus

Projektträger

Ö.T.E., Ökologischer Tourismus in Europa e. V.
Postfach 20 10 21
53140 Bonn
Telefon: 0228/441505

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Der Tourismus gilt als einer der stärksten Wachstumsmärkte schlechthin. Die Belastungen und Zerstörungen von Natur und Landschaft und die Beeinträchtigung der Lebensbedingungen der ortsansässigen Bevölkerung sind erheblich. Es ist dringend notwendig, verstärkt verträgliche Angebote auf dem Markt einzuführen und durchzusetzen und am Tourismusmarkt aus Umwelt- und Verbraucherschutzgründen für Transparenz hinsichtlich umweltgerechter Angebote zu sorgen. Mit der Einführung eines touristischen Gütesiegels für umweltorientierte Angebote, analog dem Blauen Umweltengel des Umweltbundesamtes, wird hier eine große Chance gesehen.Die Entwicklung eines Gütesiegels entspricht den zunehmenden Anstrengungen und Diskussionen von Wissenschaft und Wirtschaft, für einzelne Produkte und Dienstleistungen Öko-Bilanzen zu erstellen. Damit soll der entscheidende Schritt von einer nachsorgenden Produktpolitik hin zur umfassenden Umweltvorsorge getan werden. Die Öko-Bilanz will den gesamten Lebenszyklus eines Produktes oder einer Dienstleistung aus ökologischer Sicht erfassen. Diesen Anspruch hat auch das Ö.T.E.-Gütesiegel.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDer Projektantrag zielt auf den zentralen Arbeitsabschnitt Markteinführung des Gütesiegels ab. Aufbauend auf bislang erstellte Kriterienkataloge soll einmal die Entwicklung und Ausgestaltung des Vergabeverfahrens und zum anderen die werbliche Darstellung des Gütesiegels erfolgen. Zu erarbeiten sind Erläuterungen für die Kriterienkataloge in Form von Feinindikatoren und Meßgrößen. Als nächster Arbeitsschritt steht die Entwicklung eines umfangreichen Fragebogens für die Bewerber des Gütesiegels an. Parallel dazu ist ein Logo, das eigentliche Umweltzeichen zu entwickeln. Das Symbol des Ö.T.E.-Gütesiegels soll der „Grüne Koffer“ darstellen. Die graphische und werbliche Ausgestaltung ist der erste Arbeitsschritt.


Ergebnisse und Diskussion

Ein Konzept für einen umfangreichen Fragebogen zur Erfassung der touristisch orientierten, bzw. davon berührten Umweltleistungen eines Fremdenverkehrsortes wurde ausgearbeitet. Weiterhin ein Konzept zum Vergabeverfahren, was auch die Einrichtung entsprechender Gremien und Kontrollinstanzen betrifft sowie ein Entwurf für ein Logo zur graphischen und werblichen Ausgestaltung der Gütesiegelvergabe.Die Arbeit wurde begleitet und war ständig eingebettet in eine politische Diskussion unter Beteiligung von Politikerinnen und Politikern des Bundestagsunterausschusses Fremdenverkehr und Tourismus, den Fachverbänden Deutscher Hotel- und Gaststättenverband, Deutscher Reisebüro-Verband, Deutscher Fremdenverkehrsverband und Deutscher Städte- und Gemeindebund. Es ging dabei vor allem um die Suche nach einem Konsens, denn eine Verweigerung der betroffenen Fachverbände zu einem Gütesiegel verhindert eine breite Öffentlichkeit und behindert die Umsetzung touristischer Umweltmaßnahmen entscheidend.Im Verlauf des Jahres 1993 kam es zur Einigung einer parallelen Vorgehensweise, bei der sich der Deutsche Städte- und Gemeindebund sowie der Deutsche Fremdenverkehrsverband durchsetzte mit seiner Forderung, zur Feinabstimmung der Kriterien und Bedingungen für ein hochqualifiziertes Gütesiegel zunächst einen Bundeswettbewerb unter den Fremdenverkehrsorten zu veranstalten und auf dessen Grundlagen und der dort erzielten Erkenntnisse die Diskussion über die Einführung eines Gütesiegel wieder aufzunehmen. Hierzu wurde wiederum mit Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt eine zweites Projekt parallel finanziert, erarbeitet vom Büro für Tourismus- und Erholungsplanung (BTE), Hannover. Dieses Projekt sollte einerseits Chancen und Möglichkeiten sowohl für einen Bundeswettbewerb als auch für ein Gütesiegel aufzeigen.Nachdem die erste Phase des Ö.T.E.-Projektes, die Erstellung und Überarbeitung eines ausführlichen Fragebogens zur Erhebung der touristischen Umweltleistungen von Fremdenverkehrsorten, zum Sommer 1993 abgeschlossen war, konzentrierte sich die zweite Phase unter den veränderten Bedingungen des zusätzlichen Gutachtens von BTE auf eine Zusammenarbeit in den Fragen der Erhebung tourismusrelevanter Leistungen. Kontinuierlich sind bei der Ausformulierung und Überarbeitung des Ö.T.E.-Fragebogens Bestandteile und Inhalte auch in die BTE-Studie geflossen und miteinander verschmolzen. Damit liegt erstmalig eine fundierte Checkliste vor, die alle für den Fremdenverkehr umweltrelevanten Bereiche kommunaler Handlung aufzählt und zu vielen Einzelbereichen gezielt nach Leistungen fragt. Diese Form versetzt die Kommune in die Lage, über alle Bereiche der kommunalen Umweltvorsorge zu reflektieren. Dieses Verfahren ist nicht unähnlich den Anforderungen der - noch freiwilligen - Richtlinie der EU zum betrieblichen Öko-Audit. Es lag nahe, dieses Verfahren als Öko-Audit für Fremdenverkehrsgemeinden zu bezeichnen. In der Abfrage der Leistungen des Öko-Audits wurden aus diesem Fragebogen Prüfsteine eingearbeitet, die zwingend zu beantworten waren. Die an diesen Stellen vorgelegten Daten der Kommunen sollten gleichzeitig als Grundlage für die Bewertung und Auszeichnung mit dem Gütesiegel Grüner Koffer herangezogen werden.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Das Interesse der Medien an einem Gütesiegel und der Umsetzung von Umweltmaßnahmen ist ausgesprochen hoch und anhaltend. Fachblätter, Tageszeitungen und Magazine berichteten regelmäßig. Auf diversen Fachveranstaltungen und in Seminaren wurde über das Gütesiegel referiert. Auf der Internationalen Tourismus-Börse in Berlin hat der Ö.T.E. 1993 und 1994 die Fachwelt über dieses Vorhaben gezielt informiert. Ebenso wurden Faltblätter zur Information eingesetzt, über Umweltverbände verteilt sowie bei Anfragen von zahlreichen Privatpersonen.


Fazit

Ö.T.E. und BTE haben hiermit einen Standard erreicht, mit dem erstmalig die Umweltleistungen von Fremdenverkehrsorten erfaßt werden können. Diese Grundlage bildet den Ausgangspunkt zur Einführung eines Bundeswettbewerbes für umweltfreundliche Fremdenverkehrsorte, der wiederum Ausgangspunkt für ein gemeinsames, von allen Beteiligten akzeptiertes Gütesiegel ist.Damit ist ein von den Umweltverbänden initiierter Diskussionsprozeß in konkretes Handeln umgesetzt. Politik und Fachverbände wirkten aktiv und überzeugt mit bei der Entwicklung von Umweltmaßnahmen in Fremdenverkehrsorten. Die Umsetzung freiwilliger Umweltschutzleistungen wird beschleunigt, die Darstellung in der Öffentlichkeit lenkt und intensiviert die Nachfrage auf der Verbraucherseite und steht als modellhafter Beispielkatalog für andere interessierte Fremdenverkehrsorte.

Übersicht

Fördersumme

94.589,00 €

Förderzeitraum

12.01.1993 - 10.01.1997

Bundesland

Bundesrepublik Deutschland

Schlagwörter

Bundesrepublik Deutschland
Landnutzung
Ressourcenschonung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik