Projekt 00113/01

Energieökologische Modellstadt Rheinsberg; Erstellung eines ausführlichen Energiekonzeptes und Einrichtung eines Energieberatungsbüros

Projektträger

Stadt Rheinsberg
Seestr. 21 a
16831 Rheinsberg
Telefon: 033931/2088

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Gemarkung der Stadt Rheinsberg umfasst eine Fläche von 62 km2 mit ca. 5.400 Einwohner. Im Kreis Ostprignitz-Ruppin stellt die Stadt heute einen zentralen Ort in dem durch Landwirtschaft und Fremdenverkehr geprägten, seenreichen Rheinsberger Naturraum dar. Die Energieversorgung war bis 1990 durch einseitige Ausrichtung auf Braunkohle geprägt. Rheinsberg wurde 1991 nach einer Ausschreibung im Land Brandenburg mit der Zielstellung - Gestaltung einer rationellen Energiestruktur in einer Brundtlandstadt - als Modellort ausgewählt.
In Modellvorhaben wird durch Energieeinsparungen, Nutzung alternativer Energieträger und die bessere Ausnutzung der Primärenergieträger der Nachweis erbracht, dass der Energieverbrauch drastisch reduziert werden kann. Zielstellung ist es, den Primärenergieverbrauch der Stadt mindestens zu halbieren und die Schadstoffemission deutlich zu reduzieren.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Projekt Energieökologische Modellstadt Rheinsberg - wird in allen wesentlichen Bestandteilen vom Energiereferat der Stadtverwaltung koordiniert und betreut. Unterstützt wird das Projekt vor allem durch den Bürgermeister, dem Hauptamtsleiter, dem Lenkungsausschuss - ein unter Leitung des Brandenbur-ger Umweltministeriums das Projekt begleitendes Gremium - den Stadtwerken Rheinsberg und seit 1996 vom regionalen Stromversorger MEVAG. Bei der Reduzierung der CO2-Emissionen wird für Rheinsberg angestrebt, sowohl das von der Bundesregierung (CO2-Minderung von 25% bis 30% bis zum Jahr 2010 - Basisjahr 1990) als auch vom Land Brandenburg (42% im selben Zeitraum) gesetzte Ziel zu unterschreiten. Es soll erreicht werden durch:
- die energetische, technische und architektonische Sanierung der Gebäude- einen städtischen Selbstbindungsbeschluss zum Planen und Bauen nach ökologischen
- Gesichtspunkten- kommunales Energiemanagement
- rationelle Energienutzung sowie die Erschließung erneuerbarer Energiequellen, Nutzung der Kraft-Wärme-Kopplung im Zusammenhang mit der Fernwärmeversorgung der Stadt Nutzung der Energieträger Holz und Geothermie
- Energiesparen, Erreichen eines energiebewussten Verhaltens der Bevölkerung und der Gewerbetreibenden
- frühzeitige Umweltbildung in Schulen, Erfahrungsaustausch mit anderen Kommunen


Ergebnisse und Diskussion

In der Brundtlandstadt wird ein integriertes Konzept, das in beispielhafter Weise die Bereiche Natur, Energie, Wasser, Verkehr, Wirtschaft und Städtebau vernetzt, realisiert. Seit 1992 wird die Stadt Rheins-berg energieökologisch umgestaltet. Bisheriger Schwerpunkt war der Aufbau eines flächendeckenden Fernwärmesystems. Von der Rheinsberger Bevölkerung werden indessen ca. 80% mit der von einem Blockheizkraftwerk (BHKW) gelieferten Fernwärme versorgt. Im BHKW werden durch den Einsatz der Primärenergieträger Holz und Erdgas geringe Emissionen verursacht und günstige Brennstoffkosten erzielt. Ein Schwerpunkt ist eine nachweislich drastische Reduzierung der Umweltbelastung durch das Nutzen regionseigener Energiequellen.
Rheinsberger Primärenergieträgermix:
- Erdgas- Holzhackschnitzel (Restholzanfall aus d. unmittelb. Umgebung)
- Geothermie (geothermische Energie/Heilwasserbehandlung)
Die angestrebte Entwicklung vom Erholungsort zur Kurstadt Rheinsberg ist mit der Ansiedlung kurorttypischer Einrichtungen verbunden, die einen größeren Wärmebedarf mit sich bringen, der zukünftig auch durch die klimaschonende Erdwärme gedeckt werden soll. Eine vom Land Brandenburg geförderte Thermalwasserbohrung konnte im April 1995 erfolgreich abgeschlossen werden. Die Prognose der Geologen und unsere Hoffnungen haben sich erfüllt. In einer Tiefe von 1.705 m wurde ein Sandsteinhorizont (Contortasandstein) erschlossen, der Thermalsole mit einer Temperatur von 67 °C enthält.
Bereits abgeschlossene Umweltprojekte:
- Bau eines mit Erdgas und Holz betriebenen Blockheizkraftwerkes für die städt. Fernwärmeversorgung
- Wärmeisolierung fast aller kommunalen Wohnhäuser und vieler öffentlichen GebäudeAktuelle Projekte:
- Nutzung der Thermalwasserbohrung
- Schülerprojekte in Zusammenarbeit mit dem regionalen Stromversorger MEVAG und den Stadtwerken Rheinsberg
- Projektzusammenarbeit mit den Brundtlandstädten Toftlund (Dänemark) und Rajec (Slowakei) EU-Programm ECOS-OuvertüreZukunftsprojekte
- Modellösung einer Ökosiedlung unter Nutzung der im Land Brandenburg vorkommenden nachwachsenden Rohstoffe und Bau eines ThermalbadesIn Rheinsberg reduzierte sich allein der CO2-Ausstoß von ca. 54.000 t/a (1989) auf ca. 8.000 t/a (1995)


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Auch in Rheinsberg wurde sehr deutlich:
- Durchsetzungsfähig ist nur, was auf einem breiten Konsens aller Beteiligten aus Verwaltung, Einwohner, Schule, Handwerker und Gewerbe basiert.
Es gilt durch Transparenz der Entscheidungsabläufe und Abstimmung des Vorgehens auf den unterschiedlichen Ebenen ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis aufzubauen.
Um zum einen das Anliegen des Projektes Brundtlandstadt an sich bekannter zu machen und zum anderen die Vielfalt der Ansatzpunkte zur Projektgestaltung zu verdeutlichen, dienen nachstehende Aktivitäten:Brundtlandwoche - Zusammenarbeit der Brundtlandstädte - Fachvorträge - Beteiligung an Umweltschutzwettbewerben (z.B. TAT-Orte) - Umweltbildung in Schulen und aktives Mitwirken der Rheinsberger Schüler - Erfahrungsaustausch mit den Brundtlandstädten


Fazit

Rheinsberg soll als Brundtlandstadt im europäischen Vergleich der Kommunen Vorbildcharakter für die Energieeinsparung und die Umstellung von fossilen auf regenerative Energiequellen haben.
Ein solches Projekt darf kein Versuchsfeld für neue Technologien und Verfahrensweisen sein. Die Verknüpfung der unterschiedlichen Bereiche der Umweltfürsorge und der alltäglichen Daseinsfürsorge ist aufwendig und der Erfolg für jeden Bürger nicht immer sofort ablesbar.
Als ein Ort der idealen Kombination von wunderschöner Natur, Architektur und Kultur wurde Rheinsberg schon beschrieben. Nun wollen wir Rheinsberg nicht einfach zu einem herkömmlichen deutschen Kurort entwickeln, sondern wir wollen einen ganzheitlichen Ansatz verwirklichen, der vom ökologisch-gesunden Bauen über ein umfassendes Energie- und Umweltkonzept bis zu natürlichen Heilverfahren reicht.

Übersicht

Fördersumme

212.825,25 €

Förderzeitraum

02.12.1991 - 06.07.1998

Bundesland

Brandenburg

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik